Stuttgarter Stolperstein-Initiativen
Zukunft braucht Erinnerung
Wer wir sind
Seit 2003 werden auf Stuttgarts Gehwegen Stolpersteine für verfolgte, entrechtete, vertriebene oder ermordete Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft durch den Künstler Gunter Demnig gesetzt. Nach der ersten Verlegungsaktion am 15. Oktober 2003 im Stuttgarter Osten folgten ab 2005 weitere Stadtbezirke. Seit dem 15. März 2023 liegen mehr als eintausend Stolpersteine im ganzen Stadtgebiet. Das ist vor allem der beharrlichen ehrenamtlichen Arbeit von derzeit 16 Stuttgarter Stadtteil-Initiativen zu verdanken, die in den Archiven die Schicksale der Opfer erforschen, im Kontakt mit den Angehörigen und zusammen mit der städtischen Verwaltung, Schulen, örtlichen Vereinen und interessierten Bürger:innen die Verlegungen der Stolpersteine organisieren, Biografien schreiben und diese publizieren sowie mit Führungen, Projekten und Veranstaltungen die Erinnerung an die Opfer wach halten. Als loser Verbund ganz unterschiedlicher Menschen mit verschiedenen Zugängen und Motiven haben die Stuttgarter Stolperstein-Initiativen in über 20 Jahren eine ungewöhnliche Ausdauer an den Tag gelegt und einen Beitrag zur Stärkung des Geschichtsbewusstseins und für die Verankerung einer lebendigen Erinnerungskultur in Stuttgart geleistet. Wir waren dabei, als es galt, den Abriss der ehemaligen Gestapo-Zentrale im Hotel Silber zu verhindern, und wirken mit bei der Gestaltung des Programms im heutigen Erinnerungsort.
Was wir wollen
Die ersten Stolpersteine hat Gunter Demnig 1996 in Berlin-Kreuzberg verlegt. Inzwischen gibt es in über 20 Ländern Europas mehr als 100.000 Stolpersteine für Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, politisch oder religiös Verfolgte und Widerständler, Deserteure, Homosexuelle, Opfer der NS-„Euthanasie“, Zeugen Jehovas, als „asozial“ Stigmatisierte und Zwangsarbeiter:innen. Die Stolpersteine sind das größte dezentrale und stetig wachsende Mahnmal Europas, sie holen die Erinnerung in unseren Alltag und machen die Personen und Schicksale hinter den abstrakten Opferzahlen greifbar. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit ist kein Selbstzweck, sondern soll deutlich machen, dass Widerstand und Zivilcourage frühzeitig notwendig sind, wenn Hass und Gewalt um sich greifen und die demokratischen Grundwerte bedroht werden. Es geht den Stuttgarter Stolperstein-Initiativen also nicht nur darum, möglichst viele Stolpersteine im öffentlichen Raum zu platzieren, sondern die Erinnerung als stetige Mahnung in den Köpfen zu verankern, geistiges Stolpern auszulösen! Wir wollen mithelfen, dass jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Menschenfeindlichkeit und Faschismus niemals wieder eine Chance haben!
Wie wir arbeiten
Unsere Initiativen wirken vor Ort in den Stadtteilen und sind offen für weitere Mitstreiter:innen, die sich je nach ihren Interessen und mit ihren Fähigkeiten einbringen möchten. Zudem existieren in Stuttgart stadtteilübergreifende Arbeitsgruppen zu den Themen bzw. Opfergruppen: „Euthanasie“, Homosexuelle, Sinti und Roma, Widerständler und politisch Verfolgte sowie Zwangsarbeiter:innen. Halbjährliche Koordinierungstreffen der Stadtteil-Initiaitven dienen zur gemeinsamen Planung der Verlegungen und anderer Aktivitäten; ein Koordinationsteam organisiert den Kontakt mit dem Team von Gunter Demnig und der Stadtverwaltung sowie Veranstaltungen, Rundmails und Pressemitteilungen. Die Stuttgarter Stolperstein-Initiativen sind eine öffentliche Veranstaltung, auf der gemeinsamen betriebenen Webseite www.stolpersteine-stuttgart.de sind alle verlegten Stolpersteine und für die allermeisten Opfer auch Kurzbiografien dokumentiert. Hier finden sich auch aktuelle Informationen zu unseren Aktivitäten und alle Ansprechpartner:innen.
Was sind Stolpersteine – wo werden sie verlegt – wie kommen sie nach Stuttgart
Stolpersteine sind 10 x 10 cm große in den Bürgersteig eingelassene Kleindenkmale mit Messingplatten, auf denen die wichtigsten Daten zu jeweils einem Verfolgungsschicksal aus der Zeit des Nationalsozialismus eingraviert sind. Der Guss eines Steins, das Gravieren der Inschrift und die Verlegung vor Ort kosten derzeit insgesamt 120 EUR.
Stolpersteine sollen in der Regel vor dem letzten selbst gewählten Wohnort liegen – also nicht an der Stelle, wo die Opfer zwangsweise einziehen mussten (wie z.B. vor den sog. „Juden- bzw. Ghettohäusern“). Sie können aber auch den früheren Ort des Wirkens (Schule, Universität, Betrieb) oder einen anderen Lebensmittelpunkt (Heim) der Opfer markieren. Mit ihrer Verlegung im öffentlichen Raum gehen die Stolpersteine in städtisches Eigentum über.
Zuständigkeiten und Aufgabenverteilung der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen
Zuständig für die Recherche von Verfolgungsschicksalen und die Verlegung der Stolpersteine in einem Stadtbezirk ist die jeweilige Stadtteil-Initiative. Ist die Recherche durch Einzelpersonen und/oder andere Initiativen/Gruppen erfolgt, sollte die Initiative vor Ort hierüber informiert und die Steinverlegung mit ihr abgestimmt werden. Weil das Interesse an den Stolpersteinen europaweit ungebrochen ist, die Kapazitäten von Gunter Demnig aber begrenzt sind, muss die Verlegung eines Stolpersteins beim Koordinationsteam* (gemeinsame Mailadresse: info@stolpersteine-stuttgart.de) frühzeitig (am besten ein Jahr vorher) angemeldet werden. Die Entscheidung, welche Steine wann verlegt werden können, wird dann beim halbjährlichen Koordinierungstreffen aller Initiativen und Arbeitsgruppen gemeinsam getroffen.
Die anfallenden organisatorischen Aufgaben sind im Moment folgendermaßen verteilt:
- Vorbereitung und Moderation der turnusmäßigen Koordinierungstreffen:
Ute Hechtfischer*, Johanna-Heilweck-Backes*, Werner Schmidt*, Gerlinde Unrath* u.a. - Planung der Verlegungstermine mit dem Büro Demnig sowie Beschriftung der Stolpersteine in Absprache mit den Initiativen und dem Büro Demnig: Gerlinde Unrath*
- (Routen-)Planung, Kontakt zum städtischen Tiefbauamt und zur Baufirma Bollmann: Johanna Heilweck-Backes*
- Antrag Ausnahmegenehmigung beim Amt für öffentliche Ordnung: Werner Schmidt*
- Interne und externe Kommunikation zu den Verlegungsaktionen sowie Rundmails und Pressemitteilungen: Ute Hechtfischer*, Werner Schmidt* u.a.
- Aufbereitung Texte für die Pressemitteilungen: Inge Nowak (inge-nowak@gmx.de)
- Begleitung des Bautrupps der Firma Bollmann: Jörg Gaiß (gaiss@t-online.de) o.a.
- Begleitung von Gunter Demnig: Christine Katerbau (kh.katerbau@t-online.de) o.a.
- Gemeinsame Mailadresse des Koordinationsteams: info@stolpersteine-stuttgart.de: Nachrichten gehen an Ute Hechtfischer*, Johanna Heilweck-Backes*, Bertram Maurer*, Werner Schmidt*, Thomas Straile* und Gerlinde Unrath*
- Redaktion und Pflege der gemeinsamen Website stolpersteine-stuttgart.de: Ute Hechtfischer*, Bertram Maurer* und Werner Schmidt* (verantwortlich für den Inhalt)
- (gemeinsame Mailadresse der Redaktion: redaktion@stolpersteine-stuttgart.de)
- Kasse und Protokoll: Thomas Straile*
Stuttgart, im Juni 2024
Gegen das Vergessen – Stolpersteine für Stuttgart: www.stolpersteine-stuttgart.de
StolperKunst – ein Projekt belebt Erinnerung: www.stolperkunst.de
Gedenken braucht Orte – ein Erinnerungsort für die Zukunft: www.hotel-silber.de
Stolpersteine in Europa – KunstDenkmal von Gunter Demnig: www.stolpersteine.eu