Lore Glaser
Wunderlichstraße 13
Lore Glaser (ev.) wohnte in der Wunderlichstraße 13. Sie wurde am 5. Oktober 1921 in Stuttgart geboren. Ihre Eltern, der Klaviermechaniker Rudolf Glaser und seine Frau Luise, brachten das geistig behinderte Mädchen in der Diakonissenanstalt Schwäbisch-Hall unter, weil sie es zu Hause nicht mehr versorgen konnten. Wahrscheinlich traf sie dort den wenige Jahre älteren Nachbarjungen Erich Kohnert aus der Wunderlichstraße 17.
1939 plante die Reichsregierung die Tötung der Kranken in den Heil- und Pflegeanstalten des Reiches, um Betten und Personal für Lazarette freizusetzen. Im Jahr 1940 lief die geheime Mordaktion und ereilte auch Lore Glaser und Erich Kohnert.
Am 20. November 1940 wurden die beiden Jugendlichen im gleichen Transport von Schwäbisch-Hall in die staatliche Heilanstalt Weinsberg gebracht. Die Organisatoren der Krankentötung verlegten die Opfer kurz vor dem geplanten Ende oft für ein paar Wochen in eine andere Anstalt. Das sollte die Angehörigen davon abhalten, nach Erhalt der Todesnachricht bei der ihnen lange vertrauten Anstalt nachzufragen. In Weinsberg blieben die Schwäbisch-Haller Patienten bis zum 4. Dezember 1940. An diesem Tag wurden sie mit dem "Grauen Bus" in die südwestdeutsche Tötungszentrale Grafeneck auf der Münsinger Alb gebracht. Gleich nach ihrer Ankunft wurden sie in der Gaskammer ermordet.
10 Tage später stellte die "Landespflegeanstalt Grafeneck" den Betrieb ein, nicht ohne sich vorher eine Weihnachtsfeier (mit hohem Besuch aus Berlin!) zu gönnen. Mit der Beseitigung von über 10.600 "unwerten Leben" war der Anteil an der Zielvorgabe von reichsweit 65-70.000 Tötungen erfüllt. Das neue Jahr wartete schon mit neuen Herausforderungen auf die Spezialisten aus Grafeneck: dem Aufbau der Vernichtungslager im Osten.
Der Stolperstein für Lore Glaser wurde am 18. September 2012 verlegt.
Die Inschrift lautet:
HIER WOHNTE
LORE GLASER
JG. 1921
EINGEWIESEN 1940
HEILANSTALT WEINSBERG
'VERLEGT' 4.12.1940
GRAFENECK
ERMORDET 4.12.1940
AKTION T4
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