Erna Bechhöfer,
Johannesstraße 44, Stuttgart-West
Erna Bechhöfer wurde als erstes Kind der Eheleute Isaak und Amalie Bechhöfer, geborene Rosenberger, am 08. April 1901 in Göppingen geboren. Der Bruder Fritz kam 1902 zur Welt, verstarb jedoch bereits mit drei Jahren. 1903 wurde Bruder Ludwig und 1907 die Schwester Margareta geboren. So wuchs Erna im Kreis von mehreren Geschwistern auf, an Spielgefährten mangelte es dem Mädchen sicherlich nicht.
Im Jahre 1910 zog ihre Familie nach Stuttgart, zunächst in die Schloßstraße 81, wo ganz in der Nähe der Vater zusammen mit seinem Bruder eine Textilgroßhandlung betrieb. 1916/1917 zog die Familie Bechhöfer in die Johannesstraße 44. In der großen Wohnung im 1. Stock hatte Erna zusammen mit ihrer Schwester Margareta ein Zimmer. Ihr Vater verdiente gut, und die Familie hatte keine finanziellen Sorgen.
Erna besuchte die Höhere Töchterschule, das König-Olga-Stift in Stuttgart, und danach eine Handelsschule. Sie war dann als Stenotypistin tätig. Später arbeitete sie im Großhandelsgeschäft „Gebrüder Bechhöfer“, das ihrem Vater und ihrem Onkel Gustav gehörte.
Erna Bechhöfer wird als ein humorvolles, aber auch ernstes und empfindliches Kind geschildert. Doch 1918 trat bei ihr erstmals eine psychische Erkrankung auf, die eine Einweisung in die Klinik nötig machte. Es folgte in den kommenden Jahren eine Reihe weiterer Aufenthalte in Kliniken. Manches Mal war Erna so depressiv, dass sie sich selbst töten wollte. Wenn sie für kurze Zeit daheim in der Familie war, beteiligte sie sich an Hausarbeiten. Einem Beruf konnte sie nicht mehr nachgehen.
Ihre Erkrankung gehörte im Naziregime laut Erbgesundheitsgesetzt vom 14. Juli 1933 zu den Erbkrankheiten. Also sollte Erna sterilisiert werden. Ihre Mutter setzte sich mit einem Brief an das Erbgesundheitsgericht beim Amtsgericht in Stuttgart gegen diese Maßnahme ein, aber vergebens.
1935 war Erna im Bürgerhospital in Stuttgart, im Juni 1936 wurde sie in die Heilanstalt Rottenmünster gebracht. Dort lebte sie bis zum 16. September 1940. An diesem Tag kamen die berüchtigten „Grauen Busse“ in die Heilanstalt und holten Erna Bechhöfer zusammen mit anderen Kranken ab. Sie wurde nach Grafeneck bei Münsingen gebracht und dort am gleichen Tag ermordet.
Amtlich ist ihr Todestag der 3. Oktober 1940 in Grafeneck, so wurde es dem Bruder Ludwig, der 1938 in die USA emigrieren konnte, mitgeteilt.
Erna Bechhöfer war 39 Jahre alt, als sie ermordet wurde.
Stolpersteininitiative Stuttgart-West Frühjahr 2013
Recherche: Elke Martin und Margot Weiß, Text: Margot Weiß
Quellen:
Unterlagen von Elke Martin, Stuttgart, Stadtarchiv Stuttgart.
Staatsarchiv Ludwigsburg (Entschädigungsakten, Handelsregisterakten)
Stadtarchiv Göppingen (vermittelt durch Herrn Klaus Maier-Rubner).
Gedenkstätte Grafeneck, Dokumentationszentrum
Bild: Staatsarchiv Ludwigsburg (Passakten).
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
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http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
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Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
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Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
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Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
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Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
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Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
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