Familie Adolf Laupheimer
Olgastr. 109
• Adolf Laupheimer, geb. 18.08.1864 in Laupheim; seit 1892 ist er im Stuttgarter Telefonbuch verzeichnet. Adolf Laupheimer ist Getreidehändler von Beruf, verhandelt mit den Brauereien Wulle, Leicht, Stuttgarter Hofbräu. –
Am 28.05.1896 heiratet er Milly Kann, geb. 18.01.1876 in Stuttgart. Sie haben drei Kinder.
• Milly Laupheimer hat großes musikalisches Talent, mit dem sie später als Musiklehrerin die Familie finanziell unterstützen kann.
Der älteste Sohn Franz Josef, geb. 4.03.1897, stirbt zwölfjährig; dem Eltern bleiben die Kinder Else, geb. 1900, und Manfred, geb. 1910.
Die Familie lebt bis 1937 in der Olgastr. 109, 2 OG.
1938 wird das Ehepaar in das Jüdische Altersheim, Heidehofstr. 9, gedrängt.
1939 verliert Adolf Laupheimer die Berufszulassung.
Im März 1942 werden sie in das alte Schloss Dellmensingen bei Ulm zwangsumgesiedelt.
Nach vier Monaten, am 22.08.1942, beginnt die Deportation durch die Gestapo Württemberg-Baden (Transport 258-XIII/1) über Stuttgart nach Theresienstadt. Adolf Laupheimer stirbt dort, 78-jährig, bei den katastrophalen hygienischen Verhältnissen an Ruhr.
Milly Laupheimer verbleibt noch 21 Monate in Theresienstadt bis zur Deportation nach Auschwitz am 16.05.1944 (Transport Ea 1893).
Am 12.07.44 wird sie dort, 68-jährig, ermordet.
• Manfred Laupheimer, geb. 30.05.1910 in Stuttgart, wird am 16.06.1932 jüngster Gerichtsreferendar Württembergs und dem Amtsgericht Stuttgart zugewiesen. Bereits ein Jahr später, am 28.06.1933, wird er auf Grund des Berufsbeamtengesetzes aus dem Vorbereitungsdienst entlassen.
1934 flieht Manfred Laupheimer nach Holland, lebt als Gärtner in Amsterdam und heiratet 1943 Carmen Helga Elfriede Harf, geb. 23.09.1923, aus Gera.
Manfred Laupheimer wird am 26.05.1943 in das Durchgangslager Westerbork interniert, bis er am 03.03.1944 nach Auschwitz deportiert wird. Vermutlich teilt seine junge Frau dasselbe Schicksal, denn sie stirbt am 15.07.1944 in der Umgebung von Auschwitz.
• Else Laupheimer, geb. 27.05.1900, in Stuttgart, überlebt als einzige der Familie, anfänglich geschützt durch die Heirat 1923 mit dem Kaufmann Albert Fischer, geb. 22.10.1897 in Plars/Meran.
Das Ehepaar wohnt bis zum 01.12.1939 in der Lenbachstr. 39.
Karl Fischer wird bei der Firma Bosch zwangsverpflichtet.
Else Fischer soll noch im Frühjahr 1945 deportiert werden. Doch durch die Hilfe eines Freundes und infolge ihres schlechten Gesundheitszustandes wird sie mit einem Attest des Amtsarztes von dem Transport zurückgestellt.
Karl Fischer stirbt am 28.09.1965,
Else Fischer stirbt hochbetagt am 02.03.1996.
Sie lebte die letzten Jahre in ihrer gemeinsamen Wohnung in der Thomastr. 23, verarmt, aber von vielen Menschen hochgeschätzt.
Recherche und Text: 2012/2013 Ulrike Pott, Stuttgart, musikalische Umrahmung: Hans Kumpf, Schwäb. Hall (Klarinette).
Quellen: Staatsarchiv Ludwigsburg Pass-Fotos und Ausweis Manfred, Stadtarchiv Stuttgart, Maria Zelzer: “Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden“, Fotos von privat.
Spender und Pate für Gedenksteine Eltern Laupheimer: Ulrike Pott, Stuttgart,
für Gedenkstein Manfred Laupheimer: Gebhard Klehr, Stuttgart.
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter