Gustav Arnstein
Als die Stadt Stuttgart 1983 zum ersten Mal jüdische Emigranten zu einem Besuch einlud, kam auch der Sohn von Gustav und Netty Arnstein, Richard Arnstein, mit seiner Ehefrau Charlotte, geborene Heymann, nach Stuttgart. Beim Abschlussabend im Hotel Schlossgarten hielt er eine Dankesrede. Darin prägte er den Satz, der eine Mahnung ist:
„Die Rechte aller Bürger sind in Gefahr, wenn die Rechte einer Minderheit bedroht werden.” (Stuttgarter Zeitung vom 16.05.2006.)
Richard Arnstein schildert in dem Buch „Lebenszeichen, Juden aus Württemberg nach 1933”, herausgegeben von Walter Strauss (1982), die Situation seiner Eltern:
„Mein Vater Gustav Arnstein ist 1865 geboren, 1896 heiratete er Netty Luber, geboren 1874. 1907 kaufte er die Nachtwach- und Schließdienstgesellschaft in Stuttgart. Zu dieser Zeit war ich drei Jahre alt. 1927 trat ich in die Firma ein und heiratete Charlotte Heymann. Angesichts des Boykotts am 1. April 1933 verkauften wir die Firma an einen christlichen Freund, und ich arbeitete dort noch über vier Jahre. September 1938 wanderte ich allein nach New York aus, da mein Affidavit [Bürgschaft] als unzureichend für die ganze Familie befunden worden war. Meine Frau und die Kinder folgten im Mai 1939.
Meine Eltern hatten Schiffskarten für die S.S. „Manhattan”, die von Genua am 6. Juni 1940 abfuhr. Am 1. Juni jedoch schloß Mussolini die Grenze, da Italien dabei war, in den Krieg einzutreten. Mein Vater überlebte diesen Schlag nicht, er starb am 1. Juni 1940. Später konnte meine Mutter nach Spanien entkommen. Ein Jahr lang lebte sie in Barcelona, und nach vielen Hindernissen landete sie 1943 in New York. Sie starb 1958.”
2010/ Margot Weiß
Stolpersteininitiative Stuttgart-West
Quellen:
Stadtarchiv Stuttgart: Judenlisten, Deportationslisten, Adressbücher,
Staatsarchiv Ludwigsburg: Entschädigungsakten,
Stuttgarter Zeitung vom 16.05.2006,
Walter Strauss: „Lebenszeichen, Juden aus Württemberg nach 1933“. 1982
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter