Arthur Richnowsky und Schwester Frieda.
Das bekannte Gold- und Silberwarengeschäft
1963 schrieb Max Rich (nach Auswanderung geänderter Name,
früher Max Richnowsky) an die Wiedergutmachungsbehörde zur
Klärung des Schadens bezüglich der Firma in der Eberhardstr. 23.
Max Rich war der Bruder von den ermordeten Geschwister Arthur
und Frieda und Vetter der ermordeten Melanie Oppenheim, geb.
Richnowsky
“ Die Firma E.&M. Richnowsky wurde 1879 von meinem verstorbenen
Vater und dessen Bruder unter dem Namen Eduard & Max
Richnowsky gegründet (lt. Eintrag bei der Gewerbesteuer). Die Firma
entwickelte sich aus kleinen Anfängen zu einem ausgedehnten
Betrieb.
Das Haus in der Eberhardstr. 23 wurde im Jahre 1907 gekauft und
das Ladenlokal dort bezogen. Die Firma spezialisierte sich in der
Folge auf den Gold-, Silber- und Juwelenhandel. (An- und Verkauf
von Edelmetallen etc.)
Es handelte sich um ein gut eingerichtetes Juwelengeschäft, insbesonders
auch in antike Gold- und Silbersachen. Die Firma hatte
ständig laufende Inserate in allen führenden Stuttgarter Tageszeitungen
täglich.
Die Inhaber der Firma besuchten auch einschlägige Auktionen sowohl
in Stuttgart, als auch in benachbarten großen Städten wie
München, Mannheim, Karlsruhe und Frankfurt a. M. Die Firma befasste
sich außerdem mit der Übernahme und dem Verkauf großer
Warenvorräte von Firmen, die ihren Betrieb einstellten. Durch diese
weit verzweigte Tätigkeit gewann die Firma einen sehr großen Kundenkreis,
sowohl in Stuttgart, als auch außerhalb. Auch gewann die
Firma große Anerkennung bei amtl. Stellen, weil die Inhaber an der
Aufdeckung vieler Diebstähle und Einbrüche mitwirkten, indem sie
verdächtige Angebote der Polizei meldeten.”
Dieser Laden, der in der sog. Reichskristallnacht verwüstet wurde,
war vermutlich bei der Allianz gegen Vandalismus versichert. Da
Juden im „3. Reich“ keinen Versicherungsanspruch geltend machen
durften, bekam die Familie keinerlei Kompensationszahlung.
Zur Antwort auf seinen Antrag für Wiedergutmachung 1963 bekam
Max Rich folgende Ablehnung: „In der Kristallnacht entstand erheblicher
Schaden. Aber nachdem das Ladengeschäft während des
Krieges einem Bombenangriff zum Opfer fiel, ist sicher, dass es
auch hierbei zerstört worden wäre.“ Deswegen wurde nur ein Eigentumsschaden
von 300 DM. erstattet.
Das Haus wurde beim Fliegerangriff am 18.9.1944 völlig zerstört.
Frieda und Arthur Richnowsky waren 2 der 6 Kinder des Geschäftsgründers
Eduard und seiner Frau Eva. Die beiden Geschwister blieben
ledig. Die anderen 4 Geschwister verließen Deutschland rechtzeitig,
die einen nach USA, die anderen nach Israel.
Arthur wurde Handlungsreisender in der Firma der Familie seines
Schwagers. Firma Kupfer & Co. KG in Stuttgart. Infolge der „Reichskristallnacht“
wurde Arthur Richnowsky zum 1.mal in ein Konzentrationslager
nach Dachau gebracht. Nach seiner Entlassung konnte
seine Arbeit wieder aufnehmen. Die Arisierung der Firma Kupfer
machte ihn arbeitslos.
Von 1939 – 1943 war er als Maschinenarbeiter bei der Firma Erich
Schumm in Stuttgart tätig.
Im Frühjahr 1941 wurde die Wohnung in der Eberhardstr. 23, aufgrund
der Zwangsarisierung des Hauses, geräumt. Der Hausrat einschließlich
Kleidung und Wäsche mussten auf dem Altwarenmarkt
verkauft werden.
Am 1.3.1943 wurde Arthur Richnowsky von Stuttgart über Trier,
Düsseldorf, Dortmund nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er sofort
ermordet.
Die Schwester Frieda Richnowsky führte den Haushalt für Arthur,
die gemeinsame Mutter Eva, bis zu ihrem Tode 1934, und den Bruder
Max, der 1939 floh.
Nach der Zwangsarisierung des Wohnhauses wurde Frieda Richnowsky
nach Haigerloch, in ein jüdisches Altersheim, zwangsumgesiedelt.
Sie wurde am 1.12.1941 nach Riga deportiert und dort im
März 1942 ermordet.
Quellen:Staatsarchiv Ludwigsburg
Stadtarchiv Stuttgart.
Recherche und Text: Barbara Heuss-Czisch und Jennifer Lauxmann
Spender/Paten für die Kleindenkmale: Brigitte und Franz Hergenröder, Stuttgart
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Für die SWR-2-Reihe "Zeitgenossen" hat Andreas Langen mit Gunter Demnig, Erfinder der Stolpersteine, gesprochen...
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Das Sprecherensemble der Akademie für gesprochenes Wort spricht die Geschichte der Personen hinter den Stoplersteinen. Ein gemeinsames Projekt der Akademie für gesprochenes Wort und der Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
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Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
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Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
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Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
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Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
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