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Rudolf und Clara Adler, Ostendstr. 83

Rudolf Adler wurde am 1. Juni 1889 in Dünsbach, Kreis Crailsheim geboren. Er heiratete am 17. Mai 1920 Clara Adler, geb. Bernheimer, die am 21.4.1896 in Oberdorf am Ipf geboren war, in ihrem Geburtsort.

Das jüdische Ehepaar betrieb in Dünsbach zusammen mit Rudolf Adlers verwitweter Mutter Hannchen ein Einzelhandelsgeschäft. In Dünsbach wurden auch ihre drei Kinder geboren: zwei Söhne und eine Tochter.

Bis 1937 konnte Rudolf Adler seine Gemischtwarenhandlung in Dünsbach noch betreiben. Als Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und Bruder des Gefallenen Otto Adler fürchtete er für sich und seine Familie keine Gefahr.

Dies änderte sich nach dem Pogrom im November 1938, als Rudolf Adler vom 11.11.1938 bis 2.12.1938 ins „Konzentrationslager“ Buchenwald interniert wurde. In dieser Zeit verlegte seine Ehefrau Klara Adler, geb. Bernheimer, geb. am 21.5.1896 in Oberdorf bei Bopfingen am Ipf, den Familienwohnsitz von Dünsbach weg nach Stuttgart.

Nach einer Unterkunft in der Schmidener Straße in Cannstatt wurde der neue ständige Wohnsitz der Eheleute Adler und ihrer Kinder das Mehrfamilienwohnhaus Ostendstraße 83 in Stuttgart-Ost. An der Stelle dieses Hauses, das nicht mehr existiert, befindet sich heute das Bürgerzentrum des Stadtteils.

Ab 19.9.1941 mussten jüdische Menschen den sogenannten „Judenstern“ tragen als sichtbares Zeichen der Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Auch Familie Adler musste Aufnäher mit dem gelben Stern und der Aufschrift „Jude“ auf ihren Kleidungsstücken sichtbar aufnähen.

Rudolf und Klara Adler wurden am 1.12.1941 mit dem ersten Transport Württembergischer Jüdinnen und Juden nach Riga deportiert und seither fehlt von ihnen jede Nachricht. Auf dem Stuttgarter Killesberg mussten sie in der Blumenhalle ihre mitgebrachten Sachen abgeben und sogar für die Fahrt in den Tod bezahlen.

Sie wurden vom Amtsgericht Stuttgart am 13.3.1950 für tot erklärt, angenommener Todeszeitpunkt 31.12.1941.

Hannchen Adler, geb. Strauss, die Mutter von Rudolf Adler, wurde im Ghetto Theresienstadt ermordet.

Ihr ältester Sohn Salomon Otto Adler, geb. am 2.2.1921 in Dünsbach konnte rechtzeitig in die USA fliehen. Dort war er verheiratet mit Friedel Adler, geb. Hess, mit der er ein Kind hatte. Er starb im Alter von 69 Jahren in New Jersey.

Ihr zweiter Sohn, Siegbert Leo Adler, geb. 13.12.1924 in Dünsbach wurde am 25.4.1938 nach Braunsbach bei Schwäbisch Hall gebracht und von dort aus 1940 oder 1941 mit einem Kindertransport nach Holland. Der Junge versuchte, nach Belgien zu fliehen, wurde jedoch gefasst, an die Gestapo ausgeliefert und nach Auschwitz gebracht, wo er am 31.10.1942 im Alter von 18 Jahren ermordet wurde.

Tochter Gertrud Adler, die man „Trude“ und auch „Therese“ nannte, war am 7. März 1926 in Dünsbach geboren. Sie wurde am 23.4.1939 nach Esslingen abgemeldet – vermutlich in das jüdische Kinderhaus – „Rothschildhaus“. Auch die jüngste Tochter von Familie Adler wurde deportiert und am 31.12.1941 in Riga ermordet.

Recherche und Text: Gerhard Hiller und Gudrun Greth, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost
Quellen: Staatsarchiv Ludwigsburg EL 402/17 Bü 290; FL 300/33 I Bü 400; FL 300/33 I Bü 18878