Johanna Harburger
Johanna Harburger, geborene Rosenthal
Falkertstraße 88, Stuttgart-West/Nord
Geburt: 15. Januar 1887 in Beerfelden im Odenwald.
Eheschließung: 4. April 1922 in Stuttgart mit Albert Harburger.
Kind: Kurt Siegfried Harburger, geboren 1923.
Tod: 26. März 1942 bei Riga.
Johanna Harburger, geborene Rosenthal, wuchs in Beerfelden mit fünf Geschwistern auf. Ihre Eltern waren Sophie Rosenthal, geborene Würzburger, und Daniel Rosenthal. Der Vater war Viehhändler. Er starb, als Johanna vier Jahre alt war.
Mit ihrem Ehemann Albert Harburger (1871-1936) wohnte Johanna Harburger seit ihrer Eheschließung 1922 in der Falkertstraße 105 im Stuttgarter Westen. Am 20. Mai 1923 wurde dem Paar der Sohn Kurt geboren.
Albert Harburger war freier Vertreter bei der Firma Ludwig Povel & Co in Nordhorn. Er hatte ein gutes Einkommen. Auf den Druck des Staates wurde ihm 1935 die Vertreterstelle gekündigt. Sohn Kurt bezeugte später, daß der Vater am 1.7.1936 die Stellung als Vertreter bei der genannten Firma aufgeben mußte, weil er Jude war. Die Firma vereinbarte mit Albert Harburger jedoch, einen gewissen Prozentsatz der Provision seines Nachfolgers in den Jahren 1937 und 1938 seiner Ehefrau Johanna zu überweisen.
1936 kaufte Albert Harburger ein ihrer Wohnung gegenüberliegendes Grundstück, Falkertstraße 88, das zu Stuttgart-Nord gehört, um darauf ein zweistöckiges Wohnhaus zu bauen. Als Albert Harburger am 18. Dezember 1936 starb, wohnte Johanna Harburger noch in der Falkertstraße 105 in Miete. Sie mußte dann den Umzug in das neue Haus und alles, was damit zusammenhing, allein bewältigen.
Ihr Sohn Kurt, zu diesem Zeitpunkt 13jährig, besuchte das Dillmann-Realgymnasium. Im Alter von 15 Jahren mußte er die Schule verlassen. Er wanderte im März 1938 nach England aus, wo er mittellos ankam, dann jedoch von Verwandten, die in den USA lebten, unterstützt wurde. Er konnte in England eine Schulausbildung machen. 1946 ging er in die USA, wo sich eine Berufsausbildung anschloß.
In das Haus in der Falkertstraße 88 zog die Mutter Johanna Harburgers, Sophie Rosenthal, vermutlich im Jahr 1937 in das Erdgeschoß ein. Johanna unterstützte ihre Mutter finanziell.
Zusammen mit ihrer Mutter kam Johanna Harburger im Oktober 1941 im Zuge der Landumsiedlung in das jüdische Altersheim nach Weißenstein im Kreis Göppingen. Zum Transport, der am 1. Dezember 1941 vom Stuttgarter Nordbahnhof aus nach Riga ging, mußte sie zurück nach Stuttgart. Das Haus mit Grundstück und ihrem sonstigen Vermögen fiel an das Deutsche Reich.
"Auf Grund der Einziehungsverfügungen der Gestapo vom 25.11.1941 wurde das Vermögen der Frau Harburger nach der 11. Durchführungsverordnung zum Reichsbürgergesetz als dem Reich für verfallen erklärt." (Staatsarchiv Ludwigsburg, Entschädigungsakte FL 300/33 I).
Das im 2. Weltkrieg zerstörte Haus einschließlich des Grundstückes Falkertstraße 88 wurde 1949 in das Eigentum des Sohnes Kenneth Spencer Harper (Kurt Harburger), New York, übertragen.
Johanna Harburger wurde 55 Jahre alt.
Sommer 2008
Margot Weiß
Stolpersteininitiative Stuttgart-West
Quellen:
Stadtarchiv Stuttgart
Staatsarchiv Ludwigsburg, Entschädigungsakten
Standesämter Beerfelden und Stuttgart
ZEITGENOSSE DEMNIG
Für die SWR-2-Reihe "Zeitgenossen" hat Andreas Langen mit Gunter Demnig, Erfinder der Stolpersteine, gesprochen...
Podcast "gedenkworte" Akademie für gesprochenes Wort - Uta-Kutter- Stiftung und Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
Das Sprecherensemble der Akademie für gesprochenes Wort spricht die Geschichte der Personen hinter den Stoplersteinen. Ein gemeinsames Projekt der Akademie für gesprochenes Wort und der Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
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Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
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