Karl Rumberger, Reinhold-Brändle-Weg 8
Karl Rumberger wurde am 14.7.1908 in München Berg am Laim geboren. Er war Mitglied der KPD. Seine spätere Frau Luise lernte er 1928 in Stuttgart kennen. Ihr erstes Kind Ingeborg kam 1931 zur Welt. 1933 wurde Karl Rumberger verhaftet und in das KZ Heuberg gebracht. Da Luise wieder schwanger war, wandte sie sich an den Zuffenhäuser Stadtpfarrer Wolfgang Zeller, der erreichte, dass Rumberger entlassen wurde und die beiden am 18.7.1933 vor der Geburt des 2. Kindes heiraten konnten. Die Familie wohnte In den Pliensäckern 18E.
1936 ging Karl Rumberger nach Spanien, um im dortigen Bürgerkrieg auf Seiten der Republik gegen die Franco-Faschisten zu kämpfen. Er meldete sich mit Postkarten bei Verwandten aus Spanien. Dort wurde er verwundet, geriet in Gefangenschaft und wurde nach Deutschland ausgeliefert.
Im März 1937 meldete er sich bei seiner Familie aus dem Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel. Von dort kam er ins KZ Sachsenhausen. Seine Frau versuchte, ihn frei zu bekommen - vergeblich. Am 30 April 1939 wurde er entlassen. Er kehrte an seinen Arbeitsplatz als Autolackierer im Karosseriewerk Reutter zurück. Im Herbst 1939 wurde er aufgrund der Denunziation durch eine Fürsorgerin T., die Mitglied in mehreren NS-Organisationen war, erneut verhaftet. Diese lieferte einen Bericht über "staatsfeindliche" Äußerungen: (Der Krieg sei eine verlorene Sache und wir würden noch alle aus der Gulaschkanone essen.) von Karl Rumberger ab, der an die Gestapo weitergeleitet wurde. Luise wurde als Mutter dreier kleiner Kinder von den Nazis "auf alle Arten schikaniert". Das Wohlfahrtsamt in Zuffenhausen zwang sie, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Die damit erhoffte Unterstützung blieb jedoch aus. Weiterhin stand sie in regem Briefkontakt mit ihrem nun geschiedenen Mann.
Dieser kam über das Gefängnis Welzheim in das KZ Sachsenhausen und von da aus in das KZ Flossenbürg, das für seine besondere Brutalität bekannt war. Vor allem Kommunisten und russische Kriegsgefangene wurden dort auf Befehl des KZ-Kommandanten durch Arbeitseinsätze, Schläge, Folter und schlimmste Haftbedingungen zu Tode geschunden. Der Wiener Kommunist Otto Stiedl berichtet (zitiert nach: Hans Peter Klausch, Widerstand in Flossenbürg, S.13):
"Mit Handschellen und nach stundenlangem Stehen im Gefängniswaggon kam unser Häftlingstransport in Weiden", der Bahnstation für das KZ Flossenbürg, in den Abendstunden des 8. Dezember 1941 an. Zwei Jahre Gestapohaft lagen hinter mir. Man stieß uns aus dem Waggon heraus, stopfte uns mit Fußtritten in einen fensterlosen Autobus hinein, dessen Tür die SS fast nicht mehr zumachen konnte. So lagen wir, fluchend und nach Luft ringend, über- und untereinander am Boden. Jede Kurve oder Unebenheit wurde zur Qual. Endlich hörten wir die Wachtposten vom Lagertor rufen.
Nun wurden wir wieder unter Schlägen herausgezerrt und in Waschräume gestoßen. Zuerst kahl geschoren und mit kaltem Wasser "gebadet", um anschließend, zum Gaudium der SS und diverser krimineller Capos, mit einem eiskalten dicken Wasserstrahl aus einem Schlauch durch eine enge Öffnung gejagt zu werden. Es spielten sich dabei furchtbare Szenen menschlicher Angst ab."
Karl Rumberger war nach Aussagen eines Mithäftlings, Franz Gaede, in der illegalen kommunistischen Widerstandsgruppe im Konzentrationslager tätig, die alles dafür tat, das schwere Los der Häftlinge zu erleichtern. Sie hörte heimlich Nachrichten von so genannten "Feindsendern" ab und verbreitete diese im Lager. Sie schmiedete sogar Pläne für eine bewaffnete Befreiung des Konzentrationslagers.
Karl Rumberger wurde dort am 12.8.1944 umgebracht. Die genaue Todesursache lässt sich nicht klären. Hans Peter Klausch gibt in seinem Buch "Widerstand in Flossenbürg" an, Rumberger sei - wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Acetonvergiftung - verstorben. Die offizielle Todesursache war "Lungenentzündung". Nach dem Krieg wurde von einigen Verwandten ebenfalls Lungenentzündung und Herzversagen angegeben. In einem Schreiben des Justizministeriums vom 15.10.48 wird von einer "Tötung" geschrieben. Egal, was nun die wirkliche Todesursache war, die Nazis haben Karl Rumberger, der bis zum Schluss seiner Gesinnung treu blieb, durch die unmenschlichen Haft- und Arbeitsbedingungen umgebracht.
Der Bruder von Karl Rumberger schrieb am 4.8.57:
"Mein Bruder Karl war immer ein politisch Verfolgter des Nazi-Regimes. Er hat stets einen ordentlichen Lebenswandel geführt und ist nie mit den Strafgesetzen in Konflikt gekommen bzw. wegen kriminellen Vergehen eingesperrt gewesen." Er kam ins KZ, wo man ihn am 12. August 1944 in Flossenbürg ermordet hat. Man fühlte, dass der Krieg verloren war und das Nazi-Regime vernichtet wurde, weshalb man alle politischen Gegner, deren man habhaft war, ermordete; Karl erst recht, da er bei der "Internationalen Brigade" gekämpft hat."
2006, Diethard und Inge Möller, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Zuffenhausen.
Quellen: Staastarchiv Ludwigsburg
ZEITGENOSSE DEMNIG
Für die SWR-2-Reihe "Zeitgenossen" hat Andreas Langen mit Gunter Demnig, Erfinder der Stolpersteine, gesprochen...
Podcast "gedenkworte" Akademie für gesprochenes Wort - Uta-Kutter- Stiftung und Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
Das Sprecherensemble der Akademie für gesprochenes Wort spricht die Geschichte der Personen hinter den Stoplersteinen. Ein gemeinsames Projekt der Akademie für gesprochenes Wort und der Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter