Georg und Rosalie Mayer
Die Familie Meyer, Georg Meyer, seine Ehefrau Rosalie und die Tochter Hilde Babette haben von 1923 bis 1939 in der Hölderlinstraße 35 gewohnt, sie hatten hier für lange Zeit ihren Lebensmittelpunkt. Georg Meyer war ein erfolgreicher Kaufmann. Sein Geschäft in der Kirchstraße 16 war eines der führenden Aussteuergeschäfte der Stadt. Wenn es galt, einen eigenen Hausstand zu gründen, haben sich viele junge Familien aus Stadt und Umland bei Meyer informieren, beraten und ausstatten lassen. Im Zuge der "Arisierung" musste das Geschäft der Familie aufgegeben werden, der Hausbesitzer richtete stattdessen ein "Reiseartikelgeschäft" ein.
Vor der Deportation musste die Familie wie viele andere jüdische Familien ihre Wohnung und ihr langjähriges Umfeld zwangsweise verlassen. Sie hatten bislang bei einem "arischen" Vermieter gewohnt, und nun zwang sie das Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden sich eine neue Bleibe bei einem jüdischen Vermieter zu suchen. Noch 1939 kamen sie zunächst in einer beengten Wohnung im Herdweg 37 unter, bevor sie von 1940 bis 1942 in der Adalbert-Stifter-Straße 107 (heute die Eduard-Pfeiffer-Straße) mit zwei weiteren jüdischen Familien das Erdgeschoß des Einfamilienhauses teilen mussten. Ihrer Tochter gelang es noch vor Ausbruch des Weltkrieges nach Brasilien auszuwandern. Georg Meyer und seine Ehefrau allerdings durchlebten all die vielen Schikanen, Einschränkungen und Demütigungen, welche ihnen in unserer Stadt noch zugefügt werden sollten.
Als "arbeitsfähig" eingestuft erhielten die Eheleute am 25. April des Jahres 1942 die Aufforderung, sich zum Abtransport nach Izbica, Distrikt Lublin, einzufinden. Sammelpunkt war die "Ländliche Gaststätte" im Killesbergpark (für lange Zeit nach dem Krieg das "Variete" - 2003 wurde sie eingeebnet). Von dort ging es am nächsten Tag zu den Gleisen des Inneren Nordbahnhofs. Die Kosten für die Bahnreise hatte die Gruppe noch selbst zu zahlen. Nicht eine von 278 Personen dieses Transports kam zurück. Ihr aller Schicksal liegt weitgehend im Dunkeln. Wir haben bislang vergebens versucht, heraus zu finden, wo, wie und wann sie ums Leben kamen. Amtlicherseits wurden Georg und Rosalie Meyer mit dem Datum 8. Mai 1945 "für tot erklärt".
11.11.2006, Josef Klegraf, Initiativkreis Stolpersteine für Stuttgart-Nord
Quellen. Staatsarchiv Ludwigsburg und Stadtarchiv Stuttgart.
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter