Auguste und Joseph Goldschmidt
Moserstr. 13
Eine Bürgerin der Stadt Stuttgart schrieb der Initiative Stolpersteine Stuttgart Mitte folgenden Brief:
Guten Tag allen, die sich an der Initiative "Stolpersteine" beteiligen. Das bewegt mich sehr. Vor geraumer Zeit sah ich eine ähnliche Aktion im Fernsehen und bedauerte, dass es dies bei uns nicht gibt. Deshalb möchte auch ich jetzt einen Stolperstein setzen, und zwar habe ich ganz besondere Menschen im Sinn.
Dazu eine kleine Geschichte. Meine Schwester und ich (Jahrgang 1931 und 1933) kamen eines Tages von der Schule nach Hause und trafen unsere Mutter mit verweinten Augen an. Auf unser Drängen hin sagte sie: "Man hat die Goldschmids abgeholt! Sie kommen ins KZ." Dieses Wort KZ kannten wir, es wurde immer nur flüsternd gesagt, und wir wussten, dass ein Freund der Eltern, ein Theologe, dort war und dass man mit niemandem darüber sprechen durfte. Jetzt weinten wir auch, denn Herrn Goldschmid mochten wir sehr. Er wohnte auf der anderen Seite der Moserstraße, dort wo sich hinter dem Haus Gärten bis zur nächsten Häuserzeile den Berg hinauf zogen. Oft, wenn wir aus der Schule kamen, stand er da, und schenkte uns, was sein Garten gerade an Früchten hergab: Äpfel, Birnen, Pflaumen, und immer hatte der gütige ältere Herr dabei ein paar freundliche Wort für uns. Er wurde zu unserem "Herrn von Ribbeck". Weil, anders als im Gedicht von Fontane, niemals ein "Birnbaum aus seinem Grabe wuchs", macht mich die Möglichkeit, ihm doch noch ein Denkmal zu setzen, sehr glücklich.
Wie gesagt, ich war damals ein Kind und wir zogen kurz darauf weg aus Stuttgart - unser Haus fiel wie auch das von Goldschmid den Bomben zum Opfer. Deshalb sind meine Angaben nicht sehr präzis. Es muss sich um die Moserstraße Nummer 5 bis 13 handeln, denn unser Haus war schräg gegenüber und hatte die Nummer 10. Auch die Schreibweise des Namens Goldschmid weiß ich nicht genau. Übrigens war er wohl Besitzer des 5-stöckigen Wohnhauses, sonst hätte er ja nicht über den Garten verfügt.
Sagen Sie mir, wie ich das recherchieren kann oder wollen Sie das tun? Und es wäre schön, wenn ich noch erleben könnte, dass ein Stolperstein auch an diese Menschen erinnert. Selbstverständlich werde ich das Geld dafür zu gegebener Zeit überweisen.
Mit freundlichen Grüßen ...
Auguste und Joseph Goldschmidt haben ihr kleines "Denkmal" am 28.04.2006 erhalten. An der Moserstraße 13 erinnern zwei Stolpersteine an die Opfer des Nazi-Terrors.
Recherche: Franz Hergenröder, Stuttgart
Hinweis auf die ehemaligen Nachbarn und
Patin für Joseph Goldschmidt: Marianne Waas-Frey, Stuttgart
Pate für Auguste Goldschmidt: Kurt Remmele, Stuttgart
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter