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Notburga Angele, Teckstr. 38

Notburga Elsässer, kath., wurde am 1. Dezember 1906 in Seebronn (Kreis Rottenburg a. N.) geboren. Sie war das vierte von zehn Geschwistern. Ihr Vater war Küfer.
Notburga besuchte erfolgreich die Volksschule. Anschließend war sie als Haushaltshilfe in Tübingen und Stuttgart tätig. Wegen ihres Fleißes fand sie überall Anerkennung.

In Stuttgart lernte sie ihren Ehemann, den Aufzugführer Karl Angele kennen. Anfang 1936 heiratete das Paar und bekam bald zwei Kinder. Doch ihre Wohnung bestand nur aus einem Zimmer. Zum Kochen mussten sie die Küche einer anderen Wohnung mitbenutzen. Für Geringverdiener war es schwer, eine bezahlbare Wohnung zu bekommen. Auch das städtische Wohnungsamt konnte oder wollte nicht helfen. So musste das Paar die Kinder zu Notburgas Mutter nach Seebronn geben. Die Wohnsituation hat Notburga sehr belastet und vermutlich den Verlauf ihrer späteren seelischen Erkrankung negativ beeinflusst.

Anfang Mai 1938 bekam sie eine Grippe und klagte zugleich über Beschwerden “im Hals”. Sie hatte sich früher schon einmal einer Schilddrüsenoperation unterziehen müssen. Jetzt wurde ihr zu einem erneuten Eingriff geraten, der chirurgisch erfolgreich verlief. Allerdings hat sich kurz darauf ihr seelischer Zustand erheblich verändert. Aus der freundlichen, kontaktfreudigen Frau wurde eine verstörte, ängstliche Person. Am 2. Juni 1938 suchte sie daher das Bürgerhospital auf. Doch eine Diagnose war den Ärzten nicht möglich. Am 31. August kam sie für wenige Tage in die Heilanstalt Rottenmünster bei Rottweil. Am 4. September 1938 wurde sie in die staatliche Heilanstalt Weissenau in Ravensburg eingewiesen.

Der Reichsregierung fehlte für ihre Kriegspläne noch Lazarettkapazität. Kostengünstig und vor allem schnell wollte sie das Problem lösen, indem sie die Kranken aus den Heilanstalten beseitigte. 1939 bereitete sie mit der geheimen “Aktion T4” die Tötung von 70.000 Kranken und Behinderten vor.

Am 24. Mai 1940 traf der Mordplan auch Notburga Angele. Zusammen mit einem Bus voll weiterer Patienten wurde sie in die “Landespflegeanstalt” Grafeneck auf der Münsinger Alb “verlegt”, die in Wirklichkeit nur aus Gaskammer und Krematorium bestand. Ein Sonderstandesamt versuchte, die Angehörigen mit erfundenen Todesursachen und -daten über den Mord an ihren Angehörigen hiwegzutäuschen.

Der Stolperstein fur Notburga Angele wurde am 11. Juli 2018 verlegt.
Die Inschrift lautet:
    HIER WOHNTE
    NOTBURGA ANGELE
    GEB. ELSÄSSER
    JG. 1906
    EINGEWIESEN 31.8.1938
    ANSTALT ROTTENMÜNSTER
    ‘VERLEGT’ 24.5.1940
    GRAFENECK
    ERMORDET 24.5.1940
    ‘AKTION T4’

Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost