Otto Mebert
Der eine der beiden in der Hagbergstraße 31 verlegten Stolpersteine erinnert an Otto Mebert. Er kam am 4. Oktober 1897 im Stuttgarter Stadtteil Gaisburg als Sohn des Kesselschmieds Karl Mebert und dessen Ehefrau Mathilde geb. Wörner zur Welt. Bis zum 14. Geburtstag besuchte er die Volksschule und gehörte dort zu den Besten. Nach der Schulzeit arbeitete er neun Monate in der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria. Danach war er bis 1916 bei Siemens-Schuckert „als Ausläufer“ tätig.
Im Jahr 1918, wurde er zur Beobachtung in die Heilanstalt Winnental gebracht, wo er sich zehn Monate aufhielt. Im Sommer 1922 wurde er erneut drei Wochen stationär behandelt. Aus dieser Zeit existiert auch eine Akte der Polizeidirektion: Demnach wurde Mebert in der Nacht vom 25. auf den 26. August wegen nächtlicher Ruhestörung vorgeladen. Bei der Feststellung der Personalien gab Mebert an, er besitze keine Ausweispapiere, habe aber „vorgestern vormittag 9 Uhr in der Nähe von Schmiden einen Straßenraub verübt“. Ein solcher Raub war jedoch bei der Polizei in Cannstatt nicht zur Anzeige gebracht worden. Es ist demzufolge möglich, dass Otto Mebert den Raub selbst erfunden hat.
1928/29 verbrachte Otto Mebert, der sich in den 1920er-Jahren als Tagelöhner und Hilfsarbeiter durchschlagen musste und nicht verheiratet war, acht Monate in der Heilanstalt Weinsberg.
Aus dem Aufnahmebericht des Stuttgarter Bürgerhospitals vom 19.Mai 1934 geht hervor, dass Otto Mebert seit dem 18. September 1933 „nach einer Razzia, die ihn nach Ludwigsburg brachte, sozusagen überhaupt nicht mehr auf freiem Fuß gewesen“ ist. Im Oktober 1934 kam der inzwischen 37-Jährige in die Heilanstalt Göppingen.
Von dort wurde er im Juni 1940 in die Nervenheilanstalt Weißenau (Ravensburg) verlegt. Am 5. Dezember 1940 wurde er von dort deportiert und vermutlich in der Tötungsanstalt Grafeneck auf der Münsinger Alb ermordet. Seine Urne soll vom damaligen Pfarrer heimlich auf dem Friedhof Gaisburg beigesetzt worden sein.
Der Stolperstein für Otto Mebert wurde am 15.04.2013 verlegt.
Die Inschrift lautet:
HIER WOHNTE
OTTO MEBERT
JG. 1897
EINGEWIESEN 1934
HEILANSTALT GÖPPINGEN
'VERLEGT' 5.12.1940
GRAFENECK
ERMORDET 5.12.1940
AKTION T4
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