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Luise Zibold, Hornbergstr. 123

Emma Luise Zibold wurde am 22. Januar 1885 in Stuttgart-Berg geboren und evangelisch getauft.
Zuletzt wohnte die gelernte Stickerin in der Hornbergstr 123, wo am 15.4.2013 ein Stolperstein für sie verlegt wurde.
 
Anfang 1912 musste die 25-jährige Emma mit Anzeichen einer Nervenkrankheit für einen Monat ins Stuttgarter Bürgerhospital. In ihrer Akte heißt es, die Krankheit sei erstmals 1910 aufgetreten. Neben dem Vater war die in der Nachbarschaft lebende Tante Martha Freybier eine wichtige Vertrauensperson für Emma Zibold.
 
Vom Bürgerhospital aus wurde sie am 2. Oktober 1912  nach Winnenden in die staatliche Heilanstalt Winnental eingewiesen.
Während in den ersten Jahren ihr Vater für die Behandlungskosten aufkam, scheint dies dem Monteur in den wirtschaftlich schwierigen 1920er-Jahren nicht mehr möglich gewesen zu sein. Das dokumentiert ein Antrag an die Armenpflege für Geisteskranke vom 25./29. März 1924.
Das NS-Regime bezeichnete Langzeitkranke und Behinderte als minderwertig und sogar als  “nutzlose Esser”, die der Volkswirtschaft zur Last fielen, da sie nicht als Arbeiter oder Soldaten verwendbar waren.

So wurde die “Beseitigung” von 70.000 Patientinnen und Patienten aus Heilanstalten und Kliniken beschlossen, weil der Krieg Betten und Personal für Lazarette erforderte.
Auch Emma Zibold stand auf der Liste, die von der Klinikleitung abgegeben werden musste, damit die Mordmaschinerie fabrikmäßig “arbeiten” konnte.
Am 29. November 1940 kam der gefürchtete Bus mit den Milchglasscheiben  – ein Bus der  “Gemeinnützigen Krankentransportgesellschaft (Gekrat), einer  Unterabteilung der Zentralstelle T4, in Winnental an. Unter diesem Tarnnamen wurden die Menschen in rotlackierten Bussen der Reichspost, an die Orte brachte, in denen sie meist sofort nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Da es für die Krankenmorde keinerlei rechtliche Grundlage gab, wurden die “ganz normalen Busse” der Reichspost verwendet, bei denen Vorhänge den Ein- und Ausblick verhinderten. Die späteren Tarnanstriche der Reichspostbusse schufen die Legende von “Grauen Bussen”. Fahrer und Begleitung hatten den Auftrag, Patienten in die sogenannte “Landespflegeanstalt Grafeneck zu verlegen”. Anstaltsleitung, Personal und auch viele Patienten wussten oder ahnten, wie die Fahrt enden würde, doch es gab kaum Widerstand.
 
Emma Luise Zibold wurde im Alter von 55 Jahren  in der Gaskammer in Grafeneck am 29.11.1940 ermordet.

Die Inschrift auf dem Stolperstein für Emma Luise Zibold lautet:
    HIER WOHNTE
    EMMA LUISE ZIBOLD
    JG. 1885
    EINGEWIESEN 1912
    HEILANSTALT WINNENTAL
    ‘VERLEGT’ 29.11.1940
    GRAFENECK
    ERMORDET 29.11.1940
    AKTION T4

Recherche: Elke Martin
Text: Gudrun Greth, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost