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Herbst 2023: Stolpersteinverlegungen, Jubiläumsmatinee und weitere Veranstaltungen

Die Stuttgarter Stolperstein-Initiativen werden vom 29. September bis 6. November in Stuttgart mit zwei Verlegungsaktionen und bei einer Reihe weiterer Veranstaltungen präsent sein, wobei die Jubiläumsmatinee „20 Jahre STOLPERSTEINE FÜR STUTTGART—Zukunft braucht Erinnerung“ am 15. Oktober 2023 um 11 Uhr im Stuttgarter Staatstheater im Mittelpunkt steht:

  • Freitag, 29. September 2023, 16 Uhr: „Ein Fenster der Erinnerung für Sigmunde Friedmann“ – Zeremonie zur Anbringung der Plakette von Hans-Jürgen Trinkner in der Hohenstaufenstr. 17 A
  • Mittwoch, 4. Oktober 2023, 19 Uhr: Stuttgart: Flucht und Wiederkehr Buchpräsentation mit Charlotte Isler (Irvington) – Stadtarchiv Stuttgart, Bellingweg 21, 70372 Stuttgart, Vortragssaal
  • Freitag, 6. Oktober 2023, 19 Uhr: Die Zeitzeugin Charlotte Isler und das Hotel Silber – Gespräch mit ihren Stuttgarter Freund*innen – Hotel Silber, Else-Josenhans-Str. 3, 70173 Stuttgart, Foyer
  • Sonntag, 15. Oktober 2023, 11 Uhr: Matinee “20 Jahre STOLPERSTEINE FÜR STUTTGART — Zukunft braucht Erinnerung” – Schauspiel Stuttgart, Oberer Schlossgarten 6
  • Mittwoch, 18. Oktober 2023, ab 9 Uhr: Stolpersteinverlegung für Dr. Hugo Erlanger in der Alexanderstraße 153 und Ludwig Löb in der Breitscheidstraße 108
  • Mittwoch, 1. November 2023, 19 Uhr: Bündische Jugend zwischen Anpassung und Widerstand 1929 bis 1939 – Vortrag & Diskussion mit Dr. Matthias von Hellfeld im Hotel Silber, Else-Josenhans-Str. 3, 70173 Stuttgart, Foyer
  • Montag, 6. November 2023, ab 9 Uhr: Stolpersteinverlegung mit Gunter Demnig
    in Neuwirtshaus, Feuerbach, S-Ost, S-Mitte, S-Nord und S-West

Freitag, 29. September 2023, 16 Uhr: „Ein Fenster der Erinnerung für Sigmunde Friedmann“ – Zeremonie zur Anbringung der Plakette von Hans-Jürgen Trinkner in der Hohenstaufenstr. 17 A
Sigmunde Friedmann war die Großmutter von Charlotte Isler und starb am 5. April 1944 im Alter von 72 Jahren in Theresienstadt. Die farbige Plakette aus Glas wurde vom Künstler Hans-Jürgen Trinkner gestaltet, von dem auch die Stele zur Erinnerung an die während des NS-Regimes ausgeschiedenen und ausgeschlossenen VfB-Mitglieder stammt. Ein QR-Code ermöglicht es jetzt, mehr über Sigmunde Friedmann und ihre 1939 in die USA emigrierten Angehörigen zu erfahren. Die Zeremonie wird von Frank Eisele (Akkordeon) musikalisch umrahmt.

Mittwoch, 4. Oktober 2023, 19 Uhr: Stuttgart: Flucht und Wiederkehr Buchpräsentation
mit Charlotte Isler (Irvington) – Stadtarchiv Stuttgart, Bellingweg 21, 70372 Stuttgart, Vortragssaal
Die 1924 in Stuttgart geborene Charlotte Isler erzählt in ihren Memoiren über die Kindheit in ihrer Heimatstadt und die dramatisch veränderten Lebensverhältnisse ihrer jüdischen Familie nach der NS-Machtübernahme. Zunehmende Diskriminierung, offene Anfeindungen und die Erfahrung des 9. November 1938 zwangen im April 1939 zur Flucht in die USA. Dort machte Charlotte Isler eine Ausbildung zur Krankenschwester am Mount Sinai Hospital in New York und wurde zu einer bekannten Medizinjournalistin. Im letzten, eigens für diese Veröffentlichung neu geschriebenen Kapitel erzählt sie von ihrer Wiederannäherung an ihre Geburtsstadt Stuttgart und von den vielen Begegnungen und Freundschaften, die sich dadurch ergeben haben. Charlotte Isler plant persönlich nach Stuttgart zu kommen.

Freitag, 6. Oktober 2023, 19 Uhr: Die Zeitzeugin Charlotte Isler und das Hotel Silber – Gespräch mit ihren Stuttgarter Freund:innen – Hotel Silber, Else-Josenhans-Str. 3, 70173 Stuttgart, Foyer
Charlotte Isler nahm nach dem Krieg wieder Kontakt zu Bekannten in Stuttgart auf. Durch ihr Engagement für die Erinnerung an die Geschichte ihrer eigenen und die Geschichte anderer verfolgter und ermordeter jüdischer Familien entstanden Kontakte und schließlich auch viele neue Freundschaften. Mit großer Energie setzte sie sich zusammen mit der Hotel Silber-Initiative für die Erhaltung der ehemaligen Gestapozentrale als Erinnerungsort ein und nahm auch persönlich an der Eröffnungsveranstaltung im Dezember 2018 teil.

Sonntag, 15. Oktober 2023, 11 Uhr: Matinee “20 Jahre STOLPERSTEINE FÜR STUTTGART — Zukunft braucht Erinnerung” – Schauspiel Stuttgart, Oberer Schlossgarten 6
Am 10. Oktober 2023 jährt sich die Verlegung der ersten Stolpersteine in Stuttgart-Ost zum 20. Mal. Seit März dieses Jahres erinnern mehr als eintausend Stolpersteine im gesamten Stadtgebiet an verfolgte, vertriebene und ermordete Opfer des NS-Regimes. Grund genug, auf die Entwicklung dieses bürgerschaftlichen Projekts zurückzublicken, nach den Perspektiven der Erinnerungskultur (auch über die Stolpersteine hinaus) zu fragen und natürlich auch angemessen zu feiern. Deshalb veranstalten die Stuttgarter Stolperstein-Initiativen und die Initiative Lern– und Gedenkort Hotel Silber e.V. eine gemeinsame Jubiläumsveranstaltung am Sonntag, den 15. Oktober 2023, die nicht von ungefähr den Titel „Zukunft braucht Erinnerung“ trägt.
Petra Olschowski (Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg) hält die Laudatio, Gabriele Hintermaier und Boris Burgstaller (Schauspiel Stuttgart) beleuchten ausgewählte Schicksale hinter den Stolpersteinen. Für den musikalischen Rahmen sorgen das Gismo-Graf-Trio und die BigBand des Evangelischen Mörike-Gymnasiums (Saal) sowie der Akkordeonist Frank Eisele und die NaturFreunde Kulturgruppe “Die Marbacher” (Foyer). In einer Gesprächsrunde kommen Angehörige/Nachkommen von NS-Opfern, für die Stolpersteine verlegt wurden, und Akteur:innen der Stuttgarter Erinnerungskultur zu Wort:
– Nadine Olonetzky (Enkelin von Moritz Olonetzky, Tochter von Beny Olonetzky, Stolpersteine für Moritz, Paula, Efrem, Avraham und Beny Olonetzky am 4. März 2022 in der Fritz Elsas-Straße 46/48)
– Goswinde Köhler-Hertweck (Nichte von Ernst Köhler, Stolperstein am 11. November 2006 in der Schwanenstraße 1)
– Heinz Hummler (Sohn von Anton Hummler, Stolperstein am 24. September 2007 in der Bebelstraße 43/1)
– Harald Stingele (Mitbegründer der Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost)
– Nadine Seidu (Koordinierungsstelle Erinnerungskultur der Stadt Stuttgart)
– Alexander Schell/Friederike Hartl (Stadtjugendring Stuttgart)
An der Veranstaltung werden auch Ora und Noah Miller teilnehmen, die zur Verlegung des Stolpersteins für Oras Großvater Dr. Hugo Erlanger am 18. Oktober in der Alexanderstraße 153 aus Israel anreisen. Aus Chicago (USA) kommen 13 Familienangehörige von Ludwig Löb, für den ebenfalls am 18. Oktober in der Breitscheidstraße 108 ein Stolperstein gesetzt wird.
Im Rahmen des Empfangs werden Min Bark und Jan-Hendrik Pelz auch Führungen durch ihre „begehbare Skulptur“ im 1. Stock des Foyers anbieten. Das Kunstwerk „Dreiunddreißig“ setzt sich mit dem Schicksal des jüdischen Rechtsanwalts Dr. Albert Mainzer auseinander und ist vom 06.10.-02.11.2023 im Staatstheater zu sehen.
Mehr über das Programm auf beigefügter Karte/im Internet. Nehmt/nehmen Sie teil und reserviert/reservieren Sie kostenlose Einlasskarten über www.schauspiel-stuttgart.de oder 0711/20 20 90, macht/machen Sie Werbung
im Freundes- und Bekanntenkreis (Programmkarten und Plakate gibt’s bei der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V., Else-Josenhans-Str. 3, 70173 Stuttgart 0176 43200914 info@hotel-silber.de) und unterstützt/unterstützen Sie uns mit einer Spende (Stichwort „20 Jahre Stolpersteine für Stuttgart“) auf das Konto der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V. mit der IBAN: DE20600901000170255000 bei der Volksbank Stuttgart eG (BIC: VOBADESS). Vielen Dank an alle Unterstützer:innen – auch an die Stadt Stuttgart für die gewährte Förderung!

Mittwoch, 18. Oktober 2023, ab 9 Uhr: Stolpersteinverlegung für Dr. Hugo Erlanger
in der Alexanderstraße 153 und Ludwig Löb in der Breitscheidstraße 108

Mi. 18.10.2023, 09:35 – 09:50, Alexanderstraße 153 (Süd), 1 Stein für DR. HUGO ERLANGER:
Der 1868 in Stuttgart geborene Hugo Erlanger erhielt nach der Promotion im November 1893 die Zulassung als Rechtsanwalt beim Landgericht Stuttgart, wurde 1917 in die Liste des Oberlandesgerichts eingetragen und wirkte zudem ab Ende 1913 als öffentlicher Notar. Nach Erlass der rassistischen Gesetze im Herbst 1935 wurde er aus diesem Amt entlassen. 1938 verlor er auch die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft, hatte also Berufsverbot. Im Sommer 1939 verließ das Ehepaar Frida und Hugo Erlanger Stuttgart in Richtung Paris, wohin ihr Sohn Fritz, der ebenfalls eine juristische Laufbahn eingeschlagen hatte, bereits 1933 emigriert war, nachdem er nicht mehr als Rechtsanwalt tätig sein durfte.
Hugo Erlanger starb am 18. April 1941 im Pariser Exil an einer Grippe-Erkrankung. Seine Frau Frida, geb. Prager, wurde im März 1943 von Drancy nach Majdanek verbracht und dort ermordet. Sohn Fritz musste—obwohl schwer krank—in ein französisches Internierungslager. Auch er kam am 16. Oktober 1943 nach Drancy. Von dort wurde er am 7. Dezember 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Für Frida Erlanger und Dr. Fritz Erlanger gibt es bereits seit September 2008 zwei Stolpersteine in der Alexanderstraße 153. Am 18. Oktober 2023 erhält auch Dr. Hugo Erlanger einen Stein. Die Verlegung erfolgt im Beisein der Enkelin Ora Miller, die mit ihrem Ehemann Noah Miller hierfür aus Israel kommt. Dr. Sabrina Müller, die auch die Dauerausstellung „NS-Justiz in Stuttgart“ des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg im Landgericht Stuttgart erarbeitet hat, wird aus diesem Anlass über die Verfolgung von Juristen im Landgerichtsbezirk Stuttgart durch die Nationalsozialisten sprechen. Musikalische Begleitung durch Frank Eisele (Akkordeon).

Mi. 18.10.2023, 10:00 – 10:10, Breitscheidstraße 108 (West), 1 Stein für LUDWIG LÖB:
Geboren wird Ludwig Löb am 8. Juni 1969 in Sprendlingen (Rheinhessen), wo bis 1933 eine starke jüdische Gemeinde besteht. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg kommt er nach Stuttgart, wo er als Kaufmann tätig ist und mit Frida Link eine Familie gründet. Nach der schon nicht mehr freien Reichstagswahl am 5. März 1933 wird er als Sozialist wie Tausende NS-Gegner in „Schutzhaft“ genommen und zunächst im Lager Heuberg in Stetten am kalten Markt inhaftiert. Im November und Dezember 1933 erfolgt die Auflösung des Lagers aus militärischen Gründen, die württembergischen Häftlinge werden ins KZ Oberer Kuhberg nach Ulm verbracht. Ludwig Löb bleibt bis 1935 in Haft; man entlässt ihn im Rollstuhl sitzend, schwerkrank nach einem Herzinfarkt und zahlreichen Misshandlungen. Kaum bei seiner Familie angekommen, stirbt er am 30. Juni 1935.
Auch Ludwigs Kinder, die nach den Nürnberger Gesetzen als „Mischlinge 1. Grades“ gelten, leiden unter der von den Nazis angefachten antisemitischen Stimmung und werden von weiterführenden Schulen ausgeschlossen. Rudolf und Hans Link überleben das in Wolfenbüttel eingerichtete „Mischlingslager“, wo sie ab Herbst 1944 in schwerer körperlicher Arbeit Wassergräben entlang einer Bahnlinie ausheben müssen, kehren nach dem 8. Mai 1945 nach Stuttgart zurück und emigrieren im Herbst 1946 in die USA.
Die Stolpersteinverlegung für Ludwig Löb am 18. Oktober 2023 findet in Anwesenheit von 13 Angehörigen statt, die eigens dafür aus den USA anreisen, darunter drei Enkel:innen und sechs Urenkel:innen mit Begleitung.

Uhrzeit

Stadtteil

Adresse

Name

09:00 – 09:15

Zuffenhausen

Schwieberdinger Straße 142

Julius Wertheimer
(Ersatzstein/ohne Veranstaltung)

09:35 – 09:50

Süd

Alexanderstraße 153

Dr. Hugo Erlanger

10:00 – 10:15

West

Breizscheidstraße 108

Ludwig Löb

Montag, 6. November 2023, ab 9 Uhr: Stolpersteinverlegung mit Gunter Demnig
in Neuwirtshaus, Feuerbach, S-Ost, S-Mitte, S-Nord und S-West

Uhrzeit

Stadtteil

Adresse

Name

09:00 – 09:15

Neuwirtshaus

Halligenstraße 9

Helmut Stahl

09:35 – 09:50

Feuerbach

Fahrionstraße 21

Karl Nothdurft

10:05 – 10:20

Ost

Haußmannstraße 174

Hermann Seitz

10:25 – 10:50 

Mitte

Urbanstraße 33

Klara, Jenny und Isidor Lemberger, Maria Schäfer und Anna Scheck

11:00 – 11:20

Nord

Oberer Hoppenlauweg 28

Gustav, Hedwig, Leopold und Frieda Blum

11:25 – 11:40

West

Seestraße 38

Amalie Friedmann

Die hier angegebenen Uhrzeiten können nur eine grobe Orientierung für den geplanten Zeitpunkt der Verlegung sein. Verschiebungen lassen sich trotz sorgfältiger Planung leider nicht ganz ausschließen. Änderungen sind möglich. Die Begleitveranstaltungen zu den einzelnen Verlegungen beginnen in der Regel früher. Wer bei einer Steinverlegung dabei sein will, sollte sich deshalb möglichst frühzeitig vor Ort einfinden (20 – 30 Minuten zuvor) und die Mitteilungen der beteiligten Stadtteilinitiativen beachten! Informationen über Änderungen im Verlauf der Verlegungen ggf. an dieser Stelle oder in der Tagespresse (Verlegungspläne Stolpersteine Stuttgart 18. Oktober und 6. November 2023)!

Pressemitteilung der Stuttgarter Stolperstein Initiativen im Herbst 2023