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Emma Keim, Esslinger Str. 5

Emma Keim wurde als Tochter von Eugen und Fanny (Franziska Katharina, geborene Rufmann) 1903 in Alexandria geboren. Sie hatte einen jüngeren Bruder Otto und eine ältere Schwester Marie, die später in Buenos Aires lebte.

Nachdem die Familie nach Deutschland kam, eröffneten die Eltern ein renommiertes Lokal in der Stuttgarter Altstadt in der Esslinger Straße 5. Hier lebte Emma im Kreis der Familie. Das Lokal hieß „Zum goldenen Träuble“. Dort ging es wie Hans, der Schwager von Emma, 2001 schriftlich festhält, schwäbisch zu. Dazu gehörte es auch, dass mal ein „Viertele geschlotzt“ wurde.

Fanny und Eugen waren sturmerprobte Cosmopoliten, sie hatten, bevor sie nach Stuttgart zogen, einige Zeit im Ausland, in Ägypten, verbracht. In Alexandria wurde die Tochter Emma geboren. Die Eltern verstanden ihr Handwerk. Sie waren mit Leib und Seele Gastronomen. Sie boten eine ausgezeichnete Küche.

Emma war geistig behindert. Sie wuchs behütet auf bei ihren Eltern. Eine besondere schwere Zeit erlebte die Familie, als der Vater 1931 im Lokal an den Folgen eines Herzinfarktes starb. Zu dieser Zeit studierte der Bruder Otto in Tübingen. Ihre Mutter stand mit dem Lokal und Emma alleine da, die Frau ihres Sohnes Otto, reiste nach Stuttgart und half im Geschäft.

Im Jahr 1937 verstarb auch die Mutter Franziska. Daraufhin wurde Emma Keim in der Heilanstalt Stetten aufgenommen. Vermerkt ist in der dünnen Akte, dass sie „wunschlos glücklich“ sei.

Emma Keim wurde am 18. September 1940 mit weiteren 57 Patienten mit einem der berüchtigten „grauen Busse“ von Stetten nach Grafeneck deportiert und dort am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet.

Am 27. Oktober 2016 wurde in der Esslinger Straße 5 ein Stolperstein für Emma Keim verlegt.

HIER WOHNTE
EMMA KEIM
JG. 1903
EINGEWIESEN 2.10.1937
HEILANSTALT STETTEN
‘VERLEGT’ 18.9.1940
GRAFENECK
ERMORDET 18.9.1940
‘AKTION T4’

Recherche: Elke Martin
Text: Barbara Heuss-Czisch, Jennifer Lauxmann-Stöhr, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Mitte
Quellen: Familie, Heilanstalt Stetten