Benno Bieringer wurde am 25. März 1881 in Treuchtlingen geboren. Er war Textilgroßhändler. Seine Frau, Lucie Bieringer, kam am 22. August 1891 in Cannstatt zur Welt. Beide wohnten von 1920 bis 1936 in der Arminstraße 11. Von 1937 bis 1939 sind sie laut Adressbuch in der Feuerleinstr. 4 nachgewiesen, in dem Haus das Alfred und Clara Hamburger geb. Katz erbaut hatten. Beide führten das Textil unternehmen Lederer in Reutlingen und hatten Benno Bieringer vermutlich geschäftlich kennengelernt.
Im April 1939 wurde vom NS-Regime das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ erlassen, das etliche Jüdinnen und Juden zwang, ihre Wohnungen zu verlassen. So mussten Lucie und Benno Bieringer nach wenigen Jahren die Wohnung in der Feuerleinstraße sowie den größten Teil ihrer Möbel und ihres Hausrats aufgeben und zogen 1940 in die Hermannstraße 16. Das war ein sog. „Ghettohaus“, in dem mindestens sieben weitere Parteien oder Familien – alle sicherlich auf engstem Raum – lebten.
Ende November 1941 mussten sich Benno und Lucie Bieringer zusammen mit 1000 jüdischen Personen aus Württemberg und Hohenzollern auf dem Killesberg einfinden. Nach zwei oder drei Tagen und Nächten in einer Halle (ohne Betten und Matratzen) mussten sie am 1. Dezember 1941 ein Zug in Richtung Osten besteigen. Wohin die dreitägige Reise in einem eiskalten Waggon gehen würde, wussten sie zunächst nicht. Der Zug endete in Riga und dort verliert sich ihre Spur. Ob sie wie viele Personen dieses „Transports“ im Gut Jungfernhof landeten, wo 3000 Personen in klapprigen Scheunen bei eisigen Temperaturen leben und arbeiten mussten? Haben sie den Winter dort überlebt? Waren Sie unter den 1600 Personen, die im März 1942 im nahegelegenen Wald von Bikernieki erschossen wurden? Wir wissen es nicht.
Auf den 30.6.1942 wurden die beiden vom Amtsgericht Mannheim für tot erklärt auf.
Am 28. April 2006 wurden in der Arminstraße 11 für Lucie und Benno Bieringer Stolpersteine verlegt.
Recherche: Franz Schönleber, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Süd