Adolf Ehrlich (geb. am 30.01.1877 in Mosbach/Baden) und Emma Ehrlich (geborene Mendle, geb. am 6.8.1881) lebten seit 1911 in der Olgastraße 124. Adolf Ehrlich war selbstständiger Kaufmann für Brauereiartikel. Seine Frau Emma entstammte einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie in Kriegshaber, heute ein Stadtteil von Augsburg. Sie war das dritte von sechs Kindern der Eheleute Lehmann und Cäcilie Mendle, geborene Levinger.
Das Paar hatte zwei Kinder: Im Mai 1906 kam der Sohn Karl zur Welt, neun Jahre später, am 18. September 1915, Tochter Cilly.
Während Sohn Karl, ebenfalls Kaufmann und in der gleichen Branche tätig wie sein Vater, kurz nach der Reichspogromnacht emigrierte und Silvester 1938 in New York eintraf, blieb der Rest der Familie in Deutschland.
Cilly Ehrlich heiratete im April 1939 in Heidelberg den Kaufmann Kurt Jablonski. Der 15 Jahre ältere Ehemann war nach der Pogromnacht verhaftet und für drei Wochen in das KZ Dachau gebracht worden. Noch im Jahr der Heirat verließ Kurt Jablonski Deutschland. Warum der Möbelkaufmann ohne seine Frau emigrierte – zunächst nach Kent, England, und 1940 in die USA – ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Seine Ehefrau Cilly blieb in Heidelberg bei ihren Schwiegereltern.
Im Zuge des „Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 wurde das Ehepaar Ehrlich gezwungen, die Wohnung in der Stuttgarter Olgastraße zu verlassen. 1940 bis November 1941 lebten die beiden in einem sog. „Judenhaus“/Ghettohaus auf beengtem Raum in der Johannesstraße 79 im ersten Stock. Vermutlich lebte auch Tochter Cilly wieder bei ihnen. Nach der Emigration ihres Mannes und der Deportation ihrer Schwiegereltern im Oktober 1940 nach Gurs hielt sie nichts mehr in Heidelberg.
Ende November musste sich das Ehepaar Ehrlich mit ihrer Tochter am Killesberg einfinden, und alle drei wurden am 1. Dezember nach Riga und von dort ins Lager im ehemaligen Gutshof Jungfernhof deportiert. Emma und Cilly wurden wahrscheinlich am 26. März 1942 im nahegelegenen Wald von Bikernieki erschossen; den Akten ist zu entnehmen, dass sie auf dieses Datum für tot erklärt wurden. Die Spur von Adolf Ehrlich verliert sich. Auch er hat die schlimmen Lebensbedingungen und die strenge Kälte im Lager nicht überlebt.

Im März 2005 wurden in der Olgastraße 124 Stolpersteine für Adolf und Emma Ehrlich sowie für Cilly Jablonski verlegt.
An Emmas jüngeren Bruder Hermann Mendle und seine Frau Paula, geb. Hirsch, erinnert ein Stolperstein in der Frühlingshalde 8. Für Emmas und Hermanns Schwester ältere Anna Hirschberger, geb. Mendle, gibt es einen Eintrag im Gedenkbuch der Stadt München.
Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Süd
Quellen:
Adolf Ehrlich:
Mapping the Lives
Yad Vashem Internationale Holocaust Gedenkstätte,
Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Arolsen Archives
Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich
Zelzer, Maria: Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden. Stuttgart 1964, S. 223, 302, 466
Stuttgarter Adressbücher
Traueranzeige in Der Aufbau, 31.08.1945, S. 18
Emma Ehrlich, geb. Mendle:
Mapping the Lives
Yad Vashem Internationale Holocaust Gedenkstätte
Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich,
Zelzer, Maria, Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden, Stuttgart 1964, S. 302
Cilly Jablonski, geb. Ehrlich:
Mapping the Lives
Yad Vashem Internationale Holocaust Gedenkstätte
Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich
Pennsylvania, U.S., Federal Naturalization Records, 1941, No. 163268, Kurt Jablonski,