Vor dem Haus Wannenstr. 16 erinnern zwei Stolpersteine an Dr. Robert Mainzer und seine Frau Helene.
Robert Mainzer wurde am 4.11.1864 in Weinsberg geboren. Sein Vater war dort Oberamtsarzt (Nachfolger von Justinus Kerner), sein Großvater Rabbiner in Weikersheim.
Er ließ sich, nachdem er die beiden juristischen Staatsexamen mit sehr guten Noten bestanden hatte, Ende 1891 in Stuttgart nieder. Schon 1886 erhielt er einen Preis der juristischen Fakultät Leipzig. Das Notariat, das er 1923 bekommen hatte, wurde ihm 1933 genommen. Von 1912 bis 1933 war er Mitglied des Vorstands der württembergischen Anwaltskammer, 1929 bis 1931 deren stellvertretender Vorsitzender, von 1931 bis 1933 ihr Vorsitzender.
1910 baute er sich ein Haus in der Wannenstraße 16, in dem er bis zu seiner Deportation zusammen mit seiner Frau Helene (geb. Hellmann geboren am 7.7.1876) in Heidingsfeld) wohnte.
Am 30.11.1938 wurde ihm auch die Anwalts-Zulassung entzogen. Seine beiden Söhne konnten noch nach England auswandern.
Er und seine Frau wurden am 22. August 1942 von Stuttgart aus ins KZ Theresienstadt deportiert. Als Todestag von Dr. Robert Mainzer gilt der 18. Februar 1943, für seine Frau Helene der 15. Juli 1943.
Recherche und Text: Franz Schönleber und Siegfried Bassler, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Süd, 3/2005
Foto: Marijan Murat
Nachtrag zur Wannenstraße 16
Am 21.08.1942, einen Tag vor der Deportation von Helene und Dr. Robert Mainzer, wurde ihre Villa in der Wannenstraße 16 konfisziert. Eigentümer war bis zum Kriegsende das Deutsche Reich “vertreten durch Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler.” In der Folge verhandelte dort das SS- und Polizeigericht XI, das Himmler unterstand. Dieses militärische Sondergericht verurteilte in Stuttgart mindestens acht Soldaten zum Tod, einige der Todesurteile wurden in der Wannenstraße 16 gesprochen. Gesichert ist dies zum Beispiel beim Villinger Chordirektor Ewald Huth [Link: https://pro-stolpersteine-vs.de/biographien/index.php?storyNumber=11]. Er wurde am 26.05.1944 wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 01.11.1944 auf dem Maschinengewehrschießstand des Schießplatzes auf der Dornhalde erschossen. Wo damals der Schießplatz war, befindet sich heute der Dornhaldenfriedhof. Wilhelm Stähle [Link: https://www.stolpersteine-stuttgart.de/biografien/wilhelm-staehle-foehrichstr-63] Oberwachtmeister der Luftschutzpolizei aus dem Föhrichtweg 63 wurde 05.04.1944 wegen „Plünderung“ zum Tode verurteilt, vermutlich ebenfalls in der Wannenstraße 16.
Recherche und Text: Dr. Bertram Maurer, 15.12.2025
Quellen:
Die Wiedergutmachungsakten der Mainzer-Erben im Staatsarchiv Ludwigsburg umfassen zahlreiche Aktenbüschel, nur in einem, EL 402/25 Bü 587, befinden sich ein Hinweis auf die Nutzung des Gebäudes Wannenstraße 16 zwischen 1942 und 1945.
August Kroneisen, Hermann Colli: Ewald Huth: Mutiger Mann und aufrechter Christ. Villinger Widerstandskämpfer. Von den Nazis hingerichtet. In: Geschichts- und Heimatverein Villingen e.V. 26 (2003), S. 65-71
Das Urteil des SS- und Polizeigerichts XI ist im Besitz der Familie Huth.



