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Update zur Pressemitteilung zum 1. Dezember 2021 in Stuttgart

KEINE GEDENKVERANSTALTUNG auf dem Killesberg am 1. Dezember 2021 zum 80. Jahrestag der ersten großen Deportation von Stuttgart nach Riga! Stolperstein-Verlegung in Cannstatt für das Ehepaar SCHMAL abgesagt! Verlegung weiterer Steine nur im kleinen Kreis ohne Begleitprogramm!

Am 15. Oktober 1941 begann die Deportation der deutschen Juden. Bis 15. Dezember d.J. transportierten 42 Züge aus 17 deutschen Großstädten 42.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder – getarnt als „Umsiedlung“ mit Baugerät und Werkzeug – in die Ghettos von Lodz, Minsk, Kowno und Riga.

Am 1. Dezember 1941 fuhr der 35. dieser Deportationszüge mit 1.013 – zuvor in einer Halle der Reichsgartenschau 1939 auf dem Killesberg gesammelten – jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus ganz Württemberg vom abseits gelegenen Inneren Nordbahnhof nach Riga. In einem Barackenlager – im ehemaligen Gut Jungfernhof – starben die Menschen „wie die Fliegen“ an Hunger, Kälte und Krankheiten, wie es einer der 42 Überlebenden ausdrückte. Weil den SS-Befehlshabern das Sterben immer noch nicht schnell genug ging, fanden immer wieder Massenerschießungen statt. Einer solchen „Sonderaktion“ fielen am 26. März 1942 im nahe gelegenen Wald von Bikernieki mindestens 1.500 Menschen zum Opfer.

An die Deportation nach Riga vor 80 Jahren sollte am Mittwoch, dem 1. Dezember 2021, mit mehreren Veranstaltungen auf dem Killesberg erinnert werden. Angesichts der akuten pandemischen Lage hat die Landeshauptstadt Stuttgart entschieden, dass an diesem Tag KEINE öffentlichen Veranstaltungen stattfinden können. Ausnahme ist ein stilles Erinnern am Gedenkstein an der „Grünen Fuge“ mit dem Rabbiner, Herrn Kashi von der IRGW und Frau Bürgermeisterin Fezer für die LHS und die GCJZ. Hierzu wird ausdrücklich NICHT eingeladen.

Am Vormittag des 1. Dezember 2021 werden – da Gunter Demnig aufgrund der zunehmenden Resonanz des Projekts auch im europäischen Ausland diesmal nicht selbst kommen kann –  mit Unterstützung des Tiefbauamts der Stadt Stuttgart weitere vier Stolpersteine für Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Eigenregie verlegt. Seit dem Oktober 2003, als die ersten Steine im Stuttgarter Osten gesetzt wurden, sind es damit über 970 dieser Kleindenkmale in der Landeshauptstadt, mit denen die Erinnerung an die Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der “Euthanasie”-Opfer im Nationalsozialismus lebendig erhalten wird.

0̶̶8̶̶:̶̶4̶̶5̶-̶0̶̶9̶̶:̶̶3̶̶0̶    c̶̶a̶̶n̶̶n̶̶s̶̶t̶̶a̶̶t̶̶t̶    k̶̶ö̶̶n̶̶i̶̶g̶-̶k̶̶a̶̶r̶̶l̶-̶s̶̶t̶̶r̶̶.̶̶ ̶̶4̶̶4̶        ̶2̶̶ ̶̶s̶̶t̶̶e̶̶i̶̶n̶̶e̶̶ ̶̶f̶̶ü̶̶r̶̶ ̶̶e̶̶h̶̶e̶̶p̶̶a̶̶a̶̶r̶̶ ̶̶s̶̶c̶̶h̶̶m̶̶a̶̶l̶:
Nach der Verlegung eines Stolpersteins für Betty Schmal in der Heidehofstr. 9 im Herbst 2020, regten drei frühere Patienten ihres Sohnes, des Cannstatter Kinderarztes Dr. Simon Schmal, eine Stolpersteinverlegung für ihn und seine Frau Grete an, die im Dezember 1938 in die USA emigrierten, nachdem das NS-Regime Dr. Schmal zeitweilig im KZ Dachau interniert hatte. Die Initiative Stuttgart-Ost und Pro Alt-Cannstatt e.V. haben sich schweren Herzens entschlossen, die geplante Verlegung der Stolpersteine für das Ehepaar Schmal an deren früheren Praxis– und Wohnort in der König-Karl-Str. 44 abzusagen. Die Zeremonie mit Verlegung der Steine wird nun zu einem späteren Zeitpunkt in Absprache mit Stephen Schmal, dem in den USA lebenden Sohn des Ehepaars Schmal, stattfinden. Ein biografischer Text von Stephen Schmal über seine Eltern wird am 1. Dezember 2021 in Kooperation mit der Akademie für gesprochenes Wort als Podcast STOLPERworte erscheinen.

09:50-10:35 S-West    Schlossstr. 104        1 Stein für ELISABETH LAMMFROMM:
An das Schicksal von Elisabeth Lammfromm, die am 22. August 1942 vom Nordbahnhof Stuttgart zunächst nach Theresienstadt und von dort nach Treblinka weiter deportiert wurde, ist bereits bei einer symbolischen Verlegung im Beisein von Gunter Demnig im Juni d.J. erinnert worden. Nach Fertigstellung der Baustelle vor dem Olga-Areal kann der Stein jetzt auch physisch verlegt werden (ohne Begleitprogramm/Zeremonie).

10:45-11:20    S-Nord    Seestr. 112        1 Stein für MARTHA NEUMARK:
Martha Neumark hatte lange Zeit in der Seestr. 112 gelebt und war dann nach Schloss Weissenstein zwangsumgesiedelt worden. Ihre letzten drei Stuttgarter Nächte musste sie im Sammellager auf dem Killesberg verbringen, um dann mit dem Todeszug-Transport vom 22.August 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt verbracht zu werden. Ein paar Tage später verstarb sie dort unter nicht geklärten Umstanden (ohne Begleitprogramm).

11:30-12:10    S-Nord    Schoderstr. 6        1 Stein für IDA EBERT:
In der Schoderstr. 8, einem sog. „Judenhaus“, verbrachte Ida Ebert drei qualvolle Jahre unter den widrigsten Wohn- und Lebensumständen, bevor sie am 28. August 1941 nach Baisingen ausgewiesen wurde. Um dem angedrohten Transport nach Theresienstadt zu entgehen, und wissend, was sie dort erwartete, wählte sie am 17. August 1942 die „Flucht in den Tod“ (ohne Begleitprogramm).  

12:20-13:00    Feuerbach    Bludenzerstr. 34        1 Stein für HANS GEIGER:
Der aus Mannheim-Käfertal Gebürtige war mit 26 Jahren schon kurz nach Kriegsbeginn als Soldat bei der 25. Panzer-Grenadier-Division. Den spärlichen Akten ist nicht viel über sein Leben zu entnehmen. Im Frühjahr 1940 heiratete Hans Geiger, in den folgenden Jahren lag er häufig verwundet oder krank im Lazarett. Im Sommer 1943 hatten die Deutschen  an der Ostfront durch die vorrückende Rote Armee große Verluste zu beklagen. Die Lage war aussichtslos und viele Soldaten retteten ihr Leben durch Fahnenflucht. Auch Hans Geiger entfernte sich von der Truppe und wurde am 22. September 1943 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt, die Suche nach ihm blieb auch nach dem Krieg ohne Erfolg (ohne Begleitprogramm).

Stolpersteine für Stuttgart am Mittwoch, den 1. Dezember 2021 – Update (Uhrzeiten~Steinverlegung):  

̶0̶̶8̶̶:̶̶4̶̶5̶-̶0̶̶9̶̶:̶̶3̶̶0̶̶̶c̶̶a̶̶n̶̶n̶̶s̶̶t̶̶a̶̶t̶̶t̶̶k̶̶ö̶̶n̶̶i̶̶g̶-̶k̶̶a̶̶r̶̶l̶-̶s̶̶t̶̶r̶̶.̶̶ ̶̶4̶̶4̶̶2̶̶ ̶̶s̶̶t̶̶e̶̶i̶̶n̶̶e̶̶ ̶̶f̶̶ü̶̶r̶̶ ̶̶e̶̶h̶̶e̶̶p̶̶a̶̶a̶̶r̶̶ ̶̶s̶̶c̶̶h̶̶m̶̶a̶̶l̶
09:50-10:35S-WestSchlossstr. 1041 Stein für ELISABETH LAMMFROMM
(ohne Begleitprogramm)
10:45-11:20S-NordSeestr. 1121 Stein für MARTHA NEUMARK
(ohne Begleitprogramm)
11:30-12:10S-NordSchoderstr. 6 1 Stein für IDA EBERT
(ohne Begleitprogramm)
12:20-13:00FeuerbachBludenzerstr. 341 Stein für HANS GEIGER
(ohne Begleitprogramm)

Wegen der pandemischen Lage wurde die Verlegung in Cannstatt abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Alle weiteren Verlegungen finden nur im kleinsten Kreis ohne Begleitprogramm/Zeremonie statt. Die Uhrzeiten können/werden sich entsprechend nach vorne verschieben (evtl. bis zu 50 Minuten). Um ein „stilles individuelles Gedenken“ wird gebeten!

Da der Künstler Gunter Demnig aufgrund der ungebrochenen Resonanz des Projekts auch im europäischen Ausland diesmal nicht selbst kommen kann, erfolgt die Verlegung der sechs Stolpersteine für Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit Unterstützung des Tiefbauamts der Stadt Stuttgart in Eigenregie. Die beauftragte Firma bohrt die Löcher, verlegt die Steine und sorgt für die ordnungsgemäße Fixierung im Gehweg. Die angegebenen Uhrzeiten können nur eine grobe Orientierung für den geplanten Zeitpunkt der Verlegung sein, Verschiebungen lassen sich trotz sorgfältiger Planung nicht ausschließen, Änderungen sind möglich!

Die Rahmenveranstaltungen (Begleitprogramm/Zeremonie) zu den einzelnen Verlegungen können auch schon vor den im zentralen Routenplan angegebenen Zeiten beginnen (fest vorgesehen ist der Beginn in Cannstatt um 8:45 Uhr!). Wer bei einer Steinverlegung dabei sein will, sollte sich deshalb möglichst frühzeitig vor Ort einfinden und die Mitteilungen der beteiligten Stadtteil-Initiativen beachten. Bei den einzelnen Verlegungen sind die wegen der Situation um Covid-19 gültigen Abstands– und Hygieneregeln einzuhalten. Weitere Informationen sind der Tagespresse zu entnehmen!