Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 17.03.2008:
Vom Güterbahnhof in den Tod
Die sogenannten Märzdeportationen markieren den Höhepunkt der Verfolgungen von Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. In nur einem Monat wurden im März 1943 rund 12 000 Sinti und Roma aus dem ganzen Reich nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Mit dieser Aktion wurden von den Kriminalpolizeileitstellen der Auschwitz-Erlass Heinrich Himmlers vom 16. Dezember 1942 umgesetzt, vorausgegangen waren aber bereits Jahre der Entrechtung, der Diskriminierung und Verfolgung durch Partei und Behörden des Naziregimes.
In Stuttgart verließ der Güterzug, in dessen Viehwaggons 234 Sinti aus ganz Württemberg-Hohenzollern zusammengepfercht worden waren, am 15. März 1943 nach Einbruch der Dunkelheit den Güterbahnhof. Heute ist an dieser Stelle, von der auch zahlreiche weitere Deportationszüge gestartet sind, die Gedenkstätte am Nordbahnhof eingerichtet. Am 17. März 1943 erreichte der Zug die Rampe in Auschwitz. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand haben nur etwa 15 Prozent der Sinti aus Württemberg das KZ überlebt, fast alle Sintifamilien haben Opfer zu beklagen. Am vergangenen Freitag und Samstag sind in vier Stuttgarter Stadtteilen “Stolpersteine” für 21 ermordete Sinti gelegt worden.
Aktualisiert: 17.03.2008 06:41 Uhr