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Stolpersteine für Stuttgart: nun auch in Degerloch, West und Mitte

Stuttgarter Wochenblatt vom 15.09.2005:

Ein Zeichen gegen das Vergessen
Stolpersteine für Stuttgart: nun auch in Degerloch, West und Mitte

DEGERLOCH – Am 23. September 2005 wird der Kölner Künstler Gunter Demnig in den öffentlichen Bereich vor den Häusern, in denen Nazi-Opfer früher gewohnt haben, weitere Stolpersteine einsetzen. Dabei werden außer in Stuttgart-Süd, wo seit Frühjahr dieses Jahres bereits mehr als 20 Steine liegen, erstmals in Degerloch sowie in den Stadtteilen West und Mitte Stolpersteine verlegt werden.
Vorbereitet haben die Aktion die jeweiligen lokalen Initiativen, welche in intensiver ehrenamtlicher Archiv- und Recherchearbeit die Namen und Schicksale der Opfer erforscht haben.
Diesmal sollen insgesamt 16 Steine gesetzt werden.
Beginn ist im Süden in der Tulpenstraße 14. Hier wohnten Edith Lax und ihre damals fünf Jahre alte Tochter Ruth, die am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert und am 26. März 1942 im nahe gelegenen Wald von Bikernieki erschossen wurden.
Vier Stolpersteine werden vor dem Gebäude Meistersingerstraße 21 B in Degerloch für die Familie Otto Justitz verlegt, die dort bis zur Deportation und Ermordung in Riga viele Jahre gewohnt hatte und nun die Steine von Dr. Gerhard Raff und ehemaligen Mitschülern des Sohnes Willi Justitz (Jahrgang 1922) gespendet bekommt.
Der Stolperstein vor dem Gebäude Leuschnerstraße 51 in Stuttgart-West für Berta Rauner, die 1944 nach Theresienstadt deportiert wurde und in den Gaskammern von Auschwitz ihr Leben verlor, wird im Beisein ihrer heute 85-jährigen, in Ungarn lebenden Tochter Alice gelegt.
In Stuttgart-Mitte wird vor dem Haus Olgastraße 61 ein Stolperstein für Emil Markus verlegt. Der 1887 geborene Kaufmann und Vater von zwei Kindern wurde am 11. Januar 1944 von der Gestapo verhaftet. Zunächst wurde er nach Theresienstadt, dann am 1. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Voraussichtlich werden der Sohn und die Enkeltochter anwesend sein, die auch den Stein gespendet haben.
Die Kosten der Aktion werden durch Spenden finanziert. Mit den Stolpersteinen stiften die Spender ein Kleindenkmal, das an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte erinnert – zur Mahnung für nachfolgende Generationen.
Am 22. September wird Gunter Demnig um 19 Uhr seine Idee der Stolpersteine auf Einladung des Evangelischen Mörike-Gymnasiums in der Arminstraße 30 vorstellen.