Menü Schließen

Montag, 6. November 2023, ab 9 Uhr: Stuttgart erhält 13 weitere Stolpersteine

42. Verlegung mit Gunter Demnig in Neuwirtshaus, Feuerbach, S-Ost, S-Mitte, S-Nord und S-West

9:00-9:15 Uhr: Neuwirthshaus, Halligenstraße 9 – 1 Stein für Helmut Stahl
Helmut Stahl war 17 Jahre alt als er 1939 wegen angeblichen Spionageverdachts verhaftet wurde. Zuerst war er im Gefängnis Heilbronn, von dort kam er ins KZ Mauthausen, Außenlager Schwechat, wo er am 23.10. 1943 ermordet wurde. Gestaltet wird die Zeremonie von der Gruppe Hörmal Vokal und Anne von der Vring sowie von Inge und Diethard Möller von der Stolperstein-Initiative Zuffenhausen. Auch lokale Vereine sind beteiligt.
9:35-9:50 Uhr: Feuerbach, Fahrionstraße 21 – 1 Stein für Karl Nothdurft
Karl Nothdurft war Wachmann bei einem Landesschützen-Bataillon in der Nähe von Kehl. Weil er sich kritisch über die Kriegslage und das NS-Regime geäußert hatte, wurde er im Dezember 1941 wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhaftet. Im Frühsommer 1942 kam er zur Bewährung mit einer Strafkompanie an die mittlere Ostfront und starb im August 1943 an einer Verwundung durch Granatsplitter in Orscha (heutiges Weißrussland).

10:05-10:20 Uhr: S-Ost, Haußmannstraße 174 – 1 Stein für Hermann Seitz
Hermann Seitz wurde am 30. 11. 1944 (zusammen mit Angehörigen und Freunden der Untertürkheimer Familie Schlotterbeck) ohne jegliches Gerichtsverfahren auf Weisung des Reichssicherheitshauptamtes in Dachau ermordet. Die Zeremonie wird von Caroline Hatje, dem Schauspieler Christoph Hofrichter sowie Gudrun Greth und Walter Geisse von der Stolperstein-Initiative Ost gestaltet.

10:25-10:50 Uhr: S-Mitte, Urbanstraße 33 – 5 Steine für Klara, Jenny und Isidor Lemberger sowie Maria Schäfer und Anna Scheck
Isidor (*1875) und Jenny (*1876) sowie ihre drei Töchter Maria (*1905), Anni (*1906) und Klara (*1907) lebten den jüdischen Glauben nicht. Im Alltag spielte er keine Rolle – bis 1933. Die Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Klara, die Kläre gerufen wurde, verlor sofort nach der NS-Machtübernahme ihre Stelle beim Süddeutschen Rundfunk, später floh sie nach London. Maria wurde noch 1945 ins KZ verschleppt, überlebte aber. Ihre Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Anni erkrankte nach Kriegsende schwer und starb einige Jahre später in Folge der jahrelangen Verfolgung. Ihr Mann Erwin Scheck hatte sie und die beiden Söhne über die NS-Zeit gerettet, indem er sich weigerte, die Familie zu verlassen.

11:00- 11:20 Uhr: S-Nord, Oberer Hoppenlauweg 28 – 4 Steine für Gustav, Hedwig, Leopold und Frieda Blum
Gustav und Hedwig Blum, von Beruf Hoteliers, sind 1938 aus Oberhof/Thüringen nach Stuttgart gezogen, um eine „Jüdische Fremdenherberge“ zu betreiben. Bereits im August 1939 wurde aus dem Anwesen, das sich in jüdischem Besitz befand auf Anordnung der Stadtverwaltung ein sog. Judenhaus. In die Gästezimmer wurden jüdische Familien einquartiert. Gustav Blum, seine Frau Hedwig und der 15-jährige Sohn Leopold wurden am 1.12.1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert, wo sie ermordet wurden. Die gemeinsame Tochter Frieda überlebte, weil sie bereits 1939 mit einem Kindertransport nach England gebracht wurde.

11:30-11:45 Uhr (Achtung: Uhrzeit neu!): S-West, Feuerseeplatz 5 (Achtung: Verlegungsort neu!) – 1 Stein für Amalie Friedmann
Amalie Friedmann wurde 1871 in Sieniawa, Polen, als Tochter von Baruch und Sarah Silber geboren. Sie heiratete den aus dem pommerschen Thorn stammenden Israel Friedmann, Generalvertreter der in Frankfurt a.M. ansässigen „Liga Gummiwerke“. Das Paar hatte vier Kinder und lebte eine Zeitlang in München, später in Stuttgart, wo 1916 das jüngste Kind Werner geboren wurde. Von 1918 bis 1930 wohnte die Familie am Feuerseeplatz 5A. 1931 erfolgte der Umzug in die Seestraße 36. Diese Adresse existiert nicht mehr; die gesamte untere Seestraße ist heute vom Katharinen- und Olgahospital überbaut. Israel Friedmann, der in der Weltwirtschaftskrise einiges Vermögen verloren hatte, starb 1931. 1936/37 musste Amalie Friedmann die Wohnung in der Seestraße verlassen und in eine kleinere in der Schlossstraße 12A umziehen, 1940 in ein sogenanntes Judenhaus in der Olgastraße 75. Im Lauf des Jahres 1942 gelangte sie in das Jüdische Krankenhaus in Frankfurt, von wo sie am 16. März 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde. Der Todeszeitpunkt ist unklar. Von ihren vier Kindern wurden zwei nach Auschwitz deportiert und ermordet: Joseph Friedmann, der mit seiner Familie nach Paris geflüchtet war, und Bella Stein, geb. Friedmann, die mit ihrer Familie in Pforzheim lebte. Amalies Tochter Sarah überlebte in Israel und der Sohn Werner in den USA, wohin er noch im August 1939, kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, emigrieren konnte. Vorher hatte er für eine jüdische Agentur gearbeitet, die jüdischen BürgerInnen bei der Ausreise half. Eine Tochter von Werner Friedmann wird zur Verlegung aus den USA anreisen.

Stolpersteine für Stuttgart am Montag, den 6. November 2023:

Die hier angegebenen Uhrzeiten können nur eine grobe Orientierung für den geplanten Zeitpunkt der Verlegung sein. Verschiebungen lassen sich trotz sorgfältiger Planung leider nicht ganz ausschließen. Änderungen sind möglich. Die Begleitveranstaltungen zu den einzelnen Verlegungen beginnen in der Regel früher. Wer bei einer Steinverlegung dabei sein will, sollte sich deshalb möglichst frühzeitig vor Ort einfinden (20 – 30 Minuten zuvor) und die Mitteilungen der beteiligten Stadtteil-Initiativen beachten! Über Änderungen im Verlauf der Verlegungen informieren wir an dieser Stelle.