Im Widerstand: Johannes Schwarz aus Stuttgart-Degerloch Rubensstr. 5
Johannes Schwarz, geboren am 27.04.1888, und seine Ehefrau Pauline Schwarz, geboren am 12.02.1894, wohnten mit ihren beiden Söhnen Hans und Erich in der Rubensstr. 5 im zweiten Stock.
In dieser Wohnung wurde das Ehepaar Schwarz am 17.09.1935 gegen 4.00 Uhr morgens von Kriminalkommissar Keller und einem Helfer verhaftet und in das berüchtigte Gestapogefängnis im ehemaligen „Hotel Silber“ gebracht.
Johannes Schwarz gehörte der Kommunistischen Partei an und er hatte mit Gleichgesinnten in seiner Wohnung Flugblätter gegen Hitler und seine Regierung hergestellt mit dem Ziel, einen drohenden 2. Weltkrieg zu verhindern, so wie viel später die Geschwister Scholl mit ihren Freunden Flugblätter verteilten, die zur Beendigung des Krieges aufforderten. Die Geheime Staatspolizei, die Gestapo, bekam irgendwie Kenntnis von den Flugblättern aus der Wohnung der Familie Schwarz und die Anklage lautete auf „Vorbereitung zum Hochverrat“.
Pauline Schwarz sah ihren Ehemann Johannes nur noch einmal bei der gemeinsamen Gerichtsverhandlung. Die Söhne Hans und Erich sahen ihren Vater auch nur noch ein einziges Mal etwa für 15 Minuten während eines erlaubten Besuches in der Haftanstalt Ludwigsburg.
Pauline Schwarz wurde noch zur Last gelegt, dass sie Albert Buchmann, dem Führer der KPD Süddeutschlands und Reichstagsabgeordneten, der von der Gestapo dringend gesucht wurde, während seiner Flucht geholfen hatte. Sie kam nach der Gerichtsverhandlung am 23.04.1937 in das Frauengefängnis nach Aichach bei Augsburg und wurde im September 1938 nach Verbüßung ihrer Strafe wieder freigelassen. Sie hatte durch die lange Haftzeit gesundheitlich stark gelitten.
Johannes Schwarz wurde zu Zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt - unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Seine Befürchtung, die er seinen beiden Söhnen bei deren Besuch in der Haftanstalt in Ludwigsburg mitteilte, dass er nach der Verbüßung seiner Strafe nicht entlassen würde, war leider berechtigt.
Nach Verbüßung seiner Strafe kam er sofort in das KZ Welzheim, von dort nach etwa vier Wochen in das KZ Dachau und dann in das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich, wo er am 12.02.1940 ermordet wurde.
Erich Schwarz, der inzwischen 92 Jahre alt ist, hat den Stein für Johannes Schwarz gespendet und war bei der Verlegung anwesend. Er war 14 Jahre alt, als seine Eltern verhaftet wurden und wurde am 5.07.1938 selbst zu einem Verhör im „Hotel Silber“ vorgeladen, das nun endlich ein Lern- und Gedenkort werden soll.
2010 verfasste Erich Schwarz die Broschüre „Gegen das Vergessen“ für seine Enkel und als Mahnung für die nachkommenden Generationen.
Am 15. April verlegte Gunter Demnig einen Stolperstein für Johannes Schwarz.
Recherche und Text: Doris Neu, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Fildervororte
Zeitzeuge: Erich Schwarz
Quelle: Broschüre „Gegen das Vergessen“ von Erich Schwarz
ZEITGENOSSE DEMNIG
Für die SWR-2-Reihe "Zeitgenossen" hat Andreas Langen mit Gunter Demnig, Erfinder der Stolpersteine, gesprochen...
Podcast "gedenkworte" Akademie für gesprochenes Wort - Uta-Kutter- Stiftung und Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
Das Sprecherensemble der Akademie für gesprochenes Wort spricht die Geschichte der Personen hinter den Stoplersteinen. Ein gemeinsames Projekt der Akademie für gesprochenes Wort und der Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter