Max und Helene Cahn geb. Goldberg
Als Max und Helene Cahn 1944 von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurden, wohnten sie schon gemäß den Verordnungen des „Dritten Reiches“ schon nicht mehr in ihrem Haus in der Militärstr. 2 (heute Breitscheidstrasse). Seit 1939 lebten Max und Helene Cahn in mehreren zugewiesenen Unterkünften, zuletzt in der Reinsburgstrasse 107.
Max Cahn hatte mit seinen Eltern Adolf und Lina seit 1915 in der Militärstrasse 2 gewohnt. Das Haus gehörte seit 1919 der Familie.
Lina Cahn war eine geborene Horkheimer. Sie wurde in Untergimpern, Rhein-Neckar-Kreis, geboren. Von dort stammte auch die Familie des Philosophen und Soziologen Max Horkheimer, der später vorübergehend in der Militärstrasse 19 wohnte.
Lina und ihr Mann Adolf, die Eltern von Max, starben eines natürlichen Todes, Lina 1941 in Frankfurt im jüdischen Krankenhaus.
Max Cahn hatte drei Brüder. Davon konnte der Bruder Erwin noch im Februar 1939 in die USA fliehen. Ein Bruder starb schon 1896 im Allter von sechs Monaten, Bruder Siegmund fiel 1918 im Ersten Weltkrieg.
Max war in Zweiter Ehe mit Helene, geborene Goldberg verheiratet, in Berlin am 16.2.1892 geboren. Zusammen zogen sie nach Stuttgart in die Wohnung in der Militärstrasse 2, wo Max Cahns Eltern und sein Bruder wohnten. Dort führten die Eltern eine Fellhandlung und später einen Pelzwarenverkauf.
Max Cahn 1894-1944 - Zeugnis.
Von Helene Cahn konnte kein Foto gefunden werden.
Aus seiner ersten Ehe hatte Max Cahn eine Tochter Lilo, für die er auch nach der Scheidung von ihrer Mutter Else ein sehr liebevoller Vater war. Lilo starb schon 1933 im Alter von 12 Jahren. Seine zweite Ehe mit Helene blieb kinderlos.
Max Cahn arbeitete in derselben Branche, wie seine Eltern. In der Firma „Straube“, Werkstätten für feine Pelzbekleidung, Königstrasse 4. von 1927-31. Der Betrieb, in dem er anschließend arbeitete wurde schon 1933 zwangsweise verkauft und „arisiert“ und Max Cahn dadurch arbeitslos.
Für einige Jahre (1933-37) konnte er noch als Spezialvertreter für „unsere Klein-Lebensversicherung für unsere Gesellschaft „Allianz“ arbeiten.“
Später mussten Max und Helene Cahn bis kurz vor ihrer Deportation am 17.4.1943 in der chemischen Fabrik Erich Schumm in Stuttgart West arbeiten. Die Fabrik wurde als „kriegswichtig“ eingestuft (großer Bedarf von tablettenförmigem Trockenbrennstoff „Esbit“ für Feldküchen), so dass das Ehepaar erst mit einem der letzten Judentransporte von Stuttgart aus nach Theresienstadt verbracht wurde.
Am 17.4.1943, wenige Tage nach der Beendigung ihrer letzten Beschäftigung bei Erich Schumm (die Fabrik im Westen Stuttgarts wurden im selben Jahr durch Fliegerbomber zerstört), wurden Max und Helene Cahn mit 17 anderen jüdischen Bürgern, zunächst nach Theresienstadt deportiert.
Max Cahn kam am 28.September 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, Helene am 4. Oktober 1944. Sie wurden dort ermordet.
Recherch & Text: Jennifer Lauxmann und Barbara Heuss-Czisch, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Mitte.
Quellen und Dokument: Landesarchiv Ludwigsburg, Stadtarchiv Stuttgart, Regierungspräsidium Stuttgart - Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Finanzierung der Gedenksteine durch Rudolf Guckelsberger, Stuttgart.
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
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Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter