Jakob und Clothilde Mannheimer
Am 8. Mai 2007 erinnern wir in der Königstraße 60 an Clothilde und Jakob Mannheimer - auf den Tag genau 135 Jahre nach der Geburt von Clothilde, und ein Menschenalter, nachdem sie und ihr Mann im KZ Theresienstadt ums Leben kamen.
Vor ihrer Ermordung lebten die Mannheimers hier in der Königstraße 60.
Wohnung und Fotoatelier „Samson & Co” der Familie Mannheimer 1910 bis zur Arisierung 1939
Königstr. 60, 4. und 5. Stock
Das 1903 von den Eheleuten Gutheim, Clothilde´s Eltern, in der Poststr. 5 gegründete Fotoatelier und -geschäft „Samson & Co”, hatte seit 1910 seinen Sitz in der Königstr. 60. Inzwischen war Jacob Mannheimer der Besitzer dieses beliebten Ateliers. Jakob Mannheimer und sein Schwiegersohn Ignatz (Nat) Ziegler führten überdies Filialen in anderen deutschen Großstädten. Nach seinen Aussagen war das Atelier in der Königstr. 60 das größte und bekannteste seiner Art in Stuttgart.
Bereits 1933 wurden die Geschäftsinhaber schikaniert, da der Leiter der Stuttgarter Fotografeninnung ein führender Nationalsozialist war und sich zum Ziel gesetzt hatte, die Firma „Samson & Co.” zu vernichten.
Die Mannheimers hatten zwei Kinder. Sohn Lothar konnte noch unbehelligt auswandern. Tochter Else schaffte es nicht. mehr. Als ihr Mann endlich ein kubanisches Visum für sie und die gemeinsame Tochter Ruth bekommen hatte, ließen die deutschen Behörden keine Ausreise mehr zu. Else und Ruth wurden am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet. (Für sie wurden von der Initiative Stuttgart Süd in der Schickhardtstr. 33 Stolpersteine verlegt)
Jakob Mannheimer wurde Ende der 30er Jahre gezwungen, sein Geschäft abzugeben. Sein früherer Angestellter Paul Sommerfeld führte den „arisierten” Betrieb unter seinem eigenen Namen weiter, bis das Haus im Bombenkrieg zerstört wurde.
Das Ehepaar Mannheimer wurde gezwungen, am 3. März 1942 nach Buchau umzuziehen. Von dort wurden sie am 22. August 1942 (Transport No. XIII/1 von Gestapo Württemberg-Baden) ins KZ Theresienstadt deportiert. Zu diesem Zeitpunkt waren sie 72 und 70 Jahre alt. Die Bedingungen von Transport und Lagerleben waren so brutal, dass Clothilde am 19. September 1942 und Jakob am 10. Juli 1943 starben.
Text und Recherche: Franz und Bregitte Hergenröder sowie Jennifer Lauxmann
Quellen:
Stadtarchiv Stuttgart
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Staatsarchiv Ludwigsburg, Entschädigungsakten
Foto: Quelle Gerhard Stumpp
Spender/Pate: Dr. Andreas Rothe, Stuttgart
ZEITGENOSSE DEMNIG
Für die SWR-2-Reihe "Zeitgenossen" hat Andreas Langen mit Gunter Demnig, Erfinder der Stolpersteine, gesprochen...
Podcast "gedenkworte" Akademie für gesprochenes Wort - Uta-Kutter- Stiftung und Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
Das Sprecherensemble der Akademie für gesprochenes Wort spricht die Geschichte der Personen hinter den Stoplersteinen. Ein gemeinsames Projekt der Akademie für gesprochenes Wort und der Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
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Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
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Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
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Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter