Albert und Anna Falk
Für Albert und Anna Falk wurden am 8. Mai 2007 im Schnellweg in Heslach Stolpersteine gesetzt, weil sie dort von 1935 bis 1938 ihren letzten selbstgewählten Wohnsitz hatten.
Albert Falk wurde als Abraham Albert Falk in Sennfeld bei Adelsheim (nordöstlich von Heilbronn) am 2.12.1889 geboren. Die zwei Vornamen stehen für die beiden Identitäten eines deutschen Juden, Abraham für die jüdische, Albert für die deutsche. Sennfeld war damals ein Dorf mit großem jüdischen Bevölkerungsanteil. Synagoge und Friedhof gibt es bis heute.
Als Kaufmann ging er nach Stuttgart, seit 1927 lebte er in Heslach in der Adlerstraße 15, 1935 zog er in den Schnellweg, der damals Amselweg hieß, ins Haus Nr. 6, 1. Stock.
Seine Frau Anna, geb. Grajewski, 13 Jahre jünger als er, am 23.1.1902 in München geboren, war erst 1938 seine Ehefrau geworden. Sie hatten im April 1938 in der Synagoge geheiratet, aber sicher war sie schon vor diesem Datum hier im Haus im Amselweg ein und aus gegangen. Sie hatte zwei außereheliche Kinder, Olga und Karl Grajewski (geb. 1921 und 1923). Beide, nach damaligem Sprachgebrauch Halbjuden oder jüdische Mischlinge 1. Grades, überlebten. Olga, von Oktober 1938 bis Dezember 1939 nach Polen verschickt, stellte nach 1945 von Stuttgart aus und Karl von Ulm-Söflingen aus Anträge beim Amt für Wiedergutmachung, dessen Akten im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt werden und die man einsehen kann.
Olga starb am 31.1.1985 im Karl-Wacker-Heim in Botnang und ist auf dem Friedhof dort begraben. In Karls Begründung für seinen Antrag findet sich der Satz: "Ich habe die Eltern verloren, Hab und Gut verloren, nur bei wirklich guten Menschen habe ich Unterschlupf gefunden."
In der Heiratsurkunde der Israelitischen Kultusvereinigung heißt es: Der Kaufmann Abraham Frank und das Servierfräulein Anna Grajewski haben am 7. April 1938 in Stuttgart geheiratet. Das Ehepaar wohnte dann in der Hospitalstraße 34, in einem Gebäude der Israelitischen Kultusvereinigung. Anna Falk arbeitete als Bedienerin im jüdischen Café-Haus der Geschwister Heimann. Die jüdische Gemeinde bot ihnen Unterschlupf.
Bis zum Sommer 1942: da musste die jüdischen Verwaltung auf Weisung der Gestapo wieder einmal den Gemeindeangehörigen die bevorstehende Evakuierung mitteilen. Sie hatten sich im Sammellager auf dem Killesberg einzufinden.
Am 22. August 1942 ging der Transport nach Theresienstadt. Neben den meist alten Menschen zählten die Falks zu den jüngeren, 53 und 40 Jahre alt. Sie konnten also noch zu Arbeiten eingesetzt werden.
In einem Brief an das Amt für Wiedergutmachung vom Jahr 1956 erklärt die überlebende Emma Dessauer: "Anlässlich meiner KZ-Haft in Theresienstadt habe ich das Ehepaar Falk getroffen. Frau Falk war dort mit Krankenpflege beschäftigt, sie saß auch am Sterbelager meiner Mutter. Betten gab es zu der Zeit noch keine, und die Verpflegung war so, dass viele Menschen an Entkräftung starben, dazu harte Arbeit. Herr Falk war als Kranken- und Leichenträger beschäftigt."
Nach mehr als zwei Jahren kam die Deportation nach Auschwitz. Die Quellen geben verschiedene Daten für die Deportation an: den 28. September 1944 für beide oder nur für Albert, den 4. Oktober 1944 für Anna. Sie kehrten beide nicht von Auschwitz zurück.
05/2007, Irma Glaub und Elisabeth Tielsch, Stuttgart-Süd
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STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
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Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
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Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
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Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
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Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter