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Bündische Jugend zwischen Anpassung und Widerstand 1929 bis 1939

Vortrag von Dr. Matthias von Hellfeld:
Historiker, Autor, Redakteur von „Eine Stunde History“ (Deutschlandfunk Nova)
und Gespräch mit Vertreter*innen aus Jugendverbänden und -organisationen

am Mittwoch, 01.11.2023 um 19 Uhr im Hotel Silber, Foyer
Moderation: Friederike Hartl

Der Eintritt ist frei – Anmeldung bitte unter: anmeldung@hotel-silber.de

Widerstand gegen den Nationalsozialismus gab es schon vor der Machtübertragung an Hitler im Januar 1933 und bis zum Kriegsende im Mai 1945. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten leisteten Widerstand, angetrieben von unterschiedlichen persönlichen Motiven und weltanschaulichen Überzeugungen. Es war stets eine kleine Gruppe von Individuen, die sich trotz hoher persönlicher Risiken und geringer Erfolgsaussichten dem Nationalsozialismus verweigerten oder gar widersetzten. Sie kamen aus verschiedensten sozialen Milieus und schlossen sich sowohl innerhalb als auch außerhalb bestehender Parteien und Organisationen zusammen. Unter diesen Mutigen waren auch Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Schichten und kulturellen Zusammenhängen. Die Bandbreite des jugendlichen Widerstands erstreckte sich von passivem Widerstand über Abgrenzung und Nonkonformität bis hin zu offenen Protesten und konspirativen Widerstandshandlungen.
Die von dem Stuttgarter Eberhard Koebel gegründete „Deutsche (Autonome) Jungenschaft vom 1. November 1929“ (dj 1.11) erscheint besonders interessant, da sie als zahlenmäßig relativ kleine Gruppe einen prägenden Einfluss auf die bündische Jugendbewegung und deren Kultur hatte und teilweise bis heute hat.

Im Gespräch mit Dr. Matthias von Hellfeld und Vertreter*innen heutiger Jugendorganisationen wollen wir ergründen, wie und warum Jugendliche sich gegen das NS-Regime auflehnten – welche Umstände und Motive sie dazu trieben. Wir werden uns auch mit der Frage beschäftigen, was im Vergleich dazu heute junge Menschen politisiert und zu politischem Handeln motiviert.

Veranstalter*innen:
Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V., Stadtjugendring Stuttgart e.V., NaturFreunde,
Stuttgarter Stolperstein-Initiativen
Die Veranstaltung wird unterstützt vom Projekt Stärkenberatung der NaturFreunde in Baden-Württemberg. Das Projekt ist Teil des Programms Zusammenhalt durch Teilhabe, das bürgerschaftliches Engagement und demokratisches Handeln in vielen spannenden Projekten fördert.

Matthias von Hellfeld hat Sozialwissenschaften und Geschichte an der Universität zu Köln studiert und wurde 1985 mit seiner Dissertation „Bündische Jugend und Hitlerjugend. Zur Geschichte von Anpassung und Widerstand 1930–1939“ promoviert. Seit 2016 ist er
Redakteur des Geschichtsformats „Eine Stunde History“ bei Deutschlandfunk Nova, das historische Themen mit aktuellen politischen Entwicklungen verknüpft.
Zu seinen Werken gehören unter anderem:
Bündische Jugend und Hitlerjugend. Zur Geschichte von Anpassung und Widerstand 1930–1939. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1987, ISBN 3-8046-8683-4.
Edelweißpiraten in Köln. Jugendrebellion gegen das 3. Reich. Das Beispiel Köln-Ehrenfeld. Pahl-Rugenstein, Köln 1981, ISBN 3-7609-0608-7.
Piraten, Swings und Junge Garde. Jugendwiderstand im Nationalsozialismus, herausgegeben von Wilfried Breyvogel. Dietz, Bonn 1991, ISBN 3-8012-3039-2.
Mit Arno Klönne, Inge Jens, Anneliese Knoop-Graf, u. a. Piraten, Swings und Junge Garde.
Jugendwiderstand im Nationalsozialismus (= Dietz-Taschenbuch 39). Herausgegeben von Wilfried Breyvogel. Dietz, Bonn 1991, ISBN 3-8012-3039-2.
https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_von_Hellfeld

Eberhard Koebel (vor 1934 Köbel), in der Jugendbewegung unter seinem Fahrtennamen tusk („der Deutsche“) bekannt (* 22. Juni 1907 in Stuttgart; † 31. Au-gust 1955 in Berlin), war ein deutscher Autor und Gründer der Deutschen Jungenschaft vom 1. November 1929 (dj.1.11).
Die Jungenschaft war ein Bund der Jugendbewegung, der sich im Zuge der allgemeinen Jungenschaftsbewegung von der Deutschen Freischar abspaltete. Koebel hatte den Anspruch, mit der Jungenschaft radikal neue Wege zu gehen. Auf der einen Seite formte er einen eigenen Stil der Jungenschaft, auf der anderen konnte die Jungenschaft ihre Herkunft aus der Jugendbewegung nicht verleugnen. Insgesamt prägte der Charismatiker Koebel sowohl Stil und Formen als auch Inhalte. Er dichtete mehrere Fahrtenlieder, unter anderem Über meiner Heimat Frühling. Er entwickelte die „Kohte“ (Schwarzzelt) und die (blaue) „Jungenschaftsjacke“. Durch seinen Einfluss setzte sich die Jungenschaft intensiv mit asiatischer Philosophie (Zen-Buddhismus) auseinander, was in der Publikation Die Heldenfibel und den monatlich erscheinenden Heften Die Kiefer deutlich wurde. Durch diese Ideen wurden nach 1933 Jungenschaftsgruppen in der Illegalität angeregt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Koebel