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Ursula Siegel, Hördtstr. 45

Ermordet, weil sie eine Behinderung hatte.
Ursula Siegel wurde am 27.11.1942 in Stuttgart-Zuffenhausen geboren. Sie wurde nur 3 Monate und 17 Tage alt. Sie starb in der ‚Kinderfachabteilung‘ der städtischen Kinderklinik angeblich an Capillärbronchitis. Ihre Mutter Emma Martha Siegel war 22 Jahre alt und wohnte bei ihren Eltern, dem Besenmacher Christian Ludwig Siegel und seiner Frau Pauline Ernestine Siegel, geborene Fischer, die im 2. Stock lebten. Emma Siegel war nicht verheiratet und machte keine Angaben über den Vater des Kindes.
Ab 1942 mussten die Hebammen und Ärzte melden, wenn ein Kind mit Behinderungen geboren wurde. Den Eltern von behinderten Kindern wurde vorgegaukelt, dass man ihren Kindern in einer Kinderfachabteilung helfen könne. Tatsächlich wurden sie dort als Forschungsobjekt missbraucht und schließlich ermordet, meist mit Luminal, das ähnliche Symptome wie eine Lungenentzündung hervorrief. Die Ärzte unterschrieben eine Sterbeurkunde mit falschem Namen und einer gefälschten natürlichen Todesursache. In einem Prozess nach 1945 deckten sich die Täter gegenseitig. Von Karl Lemp, dem Haupttäter, Leiter des Jugendamtes und der städtischen Kinderklinik, wurde behauptet, er habe die Kinder „aufopferungsvoll gepflegt“ . Erst Karl-Horst Marquart brachte in den Büchern „Stuttgarter NS-Täter“ und „Behandlung empfohlen“ die Wahrheit über Morde an Kindern und Jugendlichen in Stuttgarter Kliniken und Heimen ans Licht.
Ursula Siegel wurde am 14.3.1943 in der städtischen Kinderklinik ermordet.
Der Stolperstein für Ursula Siegel wurde am 4. März 2022 verlegt.
Die Inschrift lautet:

HIER WOHNTE
URSULA SIEGEL
JG. 1942
STÄDT. KINDERKRANKENHAUS
STUTTGART
KINDERFACHABEILUNG
ERMORDET 14.3.1943

Text u. Recherche: Inge Möller, Initiative Stolpersteine Zuffenhausen und Karl-Horst Marquart
Quellen: Stadtarchiv Stuttgart
Kontakt: Inge Möller