Zwangsarbeiter in Zuffenhausen
Am 1. Juli 2016 wurden in der Hirschsprungallee 18 (Schlotwiese) Stolpersteine für diese NS-Opfer aus Zuffenhausen verlegt:
Stefan Gorski
Jg. 1924, Polen
Peter Czornopyski
Jg. 1923, Sowjetunion
Franz Kirylczuk
Jg. 1905, Polen
Johann Hadam
Jg. 1909, Polen
Iwan Makarsky
Jg: 1912, Sowjetunion
Adolf Seruga
Jg. 1924, Polen
Alle wurden am 19.5.1943 im Gestapogefängnis Welzheim ermordet.
Zwangsarbeiter in Zuffenhausen
Schon ab 1938 kam es in Stuttgart wegen der Rüstungskonjunktur zu einem erheblichen Arbeitskräftemangel, der sich nach dem Überfall auf Polen und die Sowjetunion verstärkte, weil immer mehr Arbeiter eingezogen wurden. Ferdinand Porsche war einer der Ersten, der auf
den Einsatz von Zwangsarbeitern setzte und dafür Baracken auf seinem Betriebsgelände errichtete. Ihm folgten 1942 die Heinkel-Flugzeugmotorenwerke (früher Hirth Motoren; 1939 nach dem Tod des Besitzers von Heinkel-Flugzeugmotorenwerke aufgekauft) mit 18 Baracken auf der Schlotwiese und etwas später die Stadt Stuttgart mit ihrem größten Zwangsarbeiterlager für französische,
holländische, polnische und Kriegsgefangene anderer Nationalitäten ebenfalls auf der Schlotwiese: „Zuffenhausen entwickelte sich zu einem Zentrum des Zwangsarbeitereinsatzes
und der Zwangsarbeiterunterbringung in Stuttgart.“ (1)
Die Schlotwiese war zuvor ein Erholungsgebiet für die Bevölkerung. Den Firmen erschien sie für die Unterbringung von Zwangsarbeitern geeignet, weil es nah zu den Rüstungsfabriken lag.
Gefangene aus Osteuropa mussten spezielle Kennzeichen tragen und durften die eingezäunten und bewachten Lager nicht verlassen. Besonders quälte sie der Hunger wegen der mangelhaften Verpflegung und die Angst vor Luftangriffen, da sie in ihrem Lager bei unzulänglichem Schutz ausharren mussten. Ein extra für Ostarbeiter geschaffenes Sonderstrafrecht sorgte dafür, dass sie schon wegen geringfügiger Vergehen hingerichtet wurden. Laut Aussagen von Zeitzeugen sind mehrere russische und polnische Zwangsarbeiter an einem Baum im Stadtwald erhängt worden. „Ein als offizieller Vertreter der Kriminalpolizei bei den Hinrichtungen anwesender Kriminalsekretär hat nach 1945 Hinrichtungen bestätigt.“ (1) Er gab den Gestapo-Angehörigen Bechtle als Vollstrecker
an und nannte als Grund Plünderungen nach Luftangriffen (1). Dass die Stuttgarter Gestapo aber 6
Zwangsarbeiter aus dem Lager auf der Schlotwiese abholte und zur Ermordung nach Welzheim brachte, ist ein ungewöhnlicher Vorgang. War es Widerstand, Verbreiten von Nachrichten? Wir haben dafür bis jetzt keine Erklärung gefunden. Denn als die brutale Herrschaft der Nazis unter den militärischen Schlägen der Alliierten (Sowjetunion, England, Frankreich, Großbritannien) am
Zerbrechen war, vernichteten sie so viele Dokumente ihrer Untaten wie möglich.
In Welzheim war die Fallhöhe des Galgen so gering, dass die Gehenkten langsam und qualvoll erstickten.
An die Zwangsarbeiter vom Lager Schlotwiese und iunsbesonderre an die sechs in Welzheim Ermordeten erinnert ein StolperKunst-Clip der Künstler*innen Anne und Matthias von der Vring. Den Clip finden Sie hier.
Literatur:
1. Roland Müller: Krise, Diktatur, Krieg und die Folgen in Zuffenhausen in: Zuffenhausen: Dorf, Stadt, Stadtbezirk. 2004
2. Keller,Wilson: Das Konzentrationslager Welzheim
3. Menschen in Rot
4. Gertud Müller: Die erste Hälfte meines Lebens