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Pauline Mall, Klagenfurter Str. 39

Pauline, geb. Wörner, kam am 6. April 1882 zur Welt. Über sie ist nur wenig bekannt. Über ihre Kindheit und Jugend in Feuerbach wissen wir nichts. Ihr Beruf wird mit Köchin angegeben. Ihre Eltern sind der Schreinermeister Wilhelm Wörner und dessen Ehefrau Friederike, geborene Essig. Paulines zweiter Ehemann heißt Karl Mall, ist Glaser von Beruf und arbeitet in Feuerbach. Aus der Akte geht hervor, dass Pauline Mall ein uneheliches Kind zur Welt bringt und dass sie vier eheliche Kinder hat. Weiter ist bekannt, dass ihre Mutter Friederike geisteskrank und ihr Bruder nervenkrank ist. Pauline ist also erblich belastet.
Pauline Mall wird zuerst im Bürgerhospital Stuttgart behandelt wegen Verwirrtsein, kommt dann im Jahr 1909 mit nicht ganz 27 Jahren in die Heil- und Pflegeanstalt Winnental wegen akutem Verwirrtsein. Nach 3 Monaten ist sie für 6 ½ Jahre wieder zu Hause. Im Jahr 1915 kommt sie wieder nach Winnental, dieses Mal bleibt sie hier 4 Jahre lang bis zum Jahr 1919 wegen Geistesgestörtheit. Die Krankheitsaufenthalte ziehen sich bis in das Jahr 1940, unterbrochen von einigen wenigen Phasen, in denen Pauline Mall zu Hause sein kann. Die Stationen sind: das Bürgerhospital in Stuttgart, die Heil- und Pflegeanstalten in Göppingen, Weinsberg und Winnental. Ihre Krankheit verschlimmert sich. Die Diagnose lautet: Schizophrenie.
Insgesamt hat Pauline als Patientin über 18 Jahre ihres Lebens in Anstalten verbringen müssen. Am Ende wird sie aus der Psychiatrie Weinsberg als ungeheilt entlassen, auf direktem Wege am 11. Dezember 1940 nach Grafeneck transportiert in einem der berüchtigten Busse und dort am selben Tag in der Gaskammer ermordet. Sie ist eines der 10.654 Opfer, die allein in Grafeneck innerhalb eines Jahres ermordet wurden.

Ernst Klee, der jahrzehntelang zum Thema „Euthanasie“ geforscht hat, erklärt: „Die Selektion, das heißt, die Bewertung von Menschen nach ihrer biologischen oder staatlichen Nützlichkeit, ist stets der Beginn der Unmenschlichkeit. Jeder Mensch hat seinen eigenen Wert.“

Am 16. April 2012 wurde für Pauline Mall ein Stolperstein verlegt.

Recherche und Text: Elke Martin, Heinz Wienand
Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf