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Marie Mathilde Bofinger, Helmstettstr. 9

Marie Mathilde Betsch wurde am 26.8.1889 in Feuerbach geboren als das Älteste von 10 Kindern des Jakob Betsch und seiner Ehefrau Mathilde, geborene Gehr.
Nach der Heirat am 28.6.1913 mit dem gleichaltrigen Gustav Bofinger bekam sie am 16.4.1914 ihren ersten Sohn. Kurz darauf, im Juli 1914, wurde der Ehemann Gefreiter der Württ. Sanitätskompanie (EK und Verdienstmedaille). Am 3.4.1918 kam der zweite Sohn zur Welt. Nur 10 Tage später, am 13.4.1918, fiel Gustav in Frankreich – nur 9 Tage nach seinem Bruder! Der Brief, der ihm die Geburt seines zweiten Sohnes melden sollte, kam ungeöffnet zurück. Auf dem Umschlag stand “+ fürs Vaterland”.
Es begann, was man heute “post partum Psychose” nennen würde. Marie bekam keine wirksame Hilfe in der trauernden, traumatisierten Familie. Wie auch?
Nach dem Tod des Schwiegervaters im Jahr 1921 häuften sich ihre Anfälle und 1922 wurde sie in die Tübinger Psychiatrie gebracht, bekam die wahrscheinlich erste und letzte stimmige Diagnose “periodischer psychogener Stupor”. Ihr Zustand verbesserte sich nicht mehr wesentlich.
1924 hatten sie und ihre Familie keine Kraft mehr. Marie versuchte, sich das Leben zu nehmen, wurde in die “Irrenanstalt Winnenden” eingeliefert und nach der Diagnose “Schizophrenie, erblich” dort interniert.
Am 30. Mai 1940 wurde sie von Winnenden „verlegt“ nach Grafeneck, wo man sie am selben Tag ermordete.

Am 15. April 2013 wurde für sie ein Stolperstein gesetzt.

Recherche und Text: Elke Martin, Heinz Wienand
Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf