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Karl Maier, Liebigstr. 35

Für Naturfreund Karl Maier (1897-1964) erinnert ein Stolperstein an den politisch motivierten Widerstand aus der Arbeiterbewegung, da er 1933 am Stuttgarter Kabelattentat beteiligt und aufgrund seines Engagements für den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) wegen „Vorbereitung zum Hochverrats“ 1938 verhaftet und misshandelt worden war.

Maier wurde 1897 als Sohn eines Schreiners geboren und arbeitete als gelernter Mechaniker bei Bosch in Stuttgart. Mitte der Zwanziger zog er mit seiner Frau in das Heslacher Eiernest.

Beteiligung am Stuttgarter Kabelattentat
In diesem politischen Umfeld wurde Karl Maier zu einem wichtigen Unterstützer des „Stuttgarter Kabelattentats“, indem er in seinem Haus die Erstellung des Flugblattes zu dieser Aktion ermöglichte. Noch in der Nacht des Kabelattentats entstand im „Eiernest“ die Schrift, aus der die Stuttgarter schon am Morgen des 16. Februar 1933 erfuhren, dass Antifaschisten am Vortag Hitler das Wort entzogen hatten. Den Text hatten die Redakteure der „Süddeutschen Arbeiterzeitung“, Willi Bohn (1900-1985) und Hans Ruess (1901-1974), entworfen.

Emmy Seitz (1944 mit acht weiteren Mitgliedern der Gruppe Schlotterbeck ermordet, ), die damals noch Ramin hieß und Sekretärin der Zeitung war, schrieb ihn zur Vervielfältigung auf eine Wachsmatrize. Ort der nächtlichen Redaktionssitzung war die Wohnung von Naturfreund Karl Maier in der Liebigstraße 35. Maier war auch nach dem Kabelattentat weiterhin im sozialistischen Widerstand tätig und seine Tochter Edith erinnerte sich an dieses Treffen und weitere illegale Zusammenkünfte in der elterlichen Wohnung, die wohl auch deshalb im „Eiernest“ stattfanden, weil die Nazis hier kaum Fuß fassen und die Siedlung nie ganz kontrollieren konnten.

Verhaftung wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“
Ab 1936 war Karl Maier am Aufbau einer Stuttgarter Zelle des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds (ISK) beteiligt und nahm zusammen mit dem Ehepaar Emil und Hedwig Matthias, dem Naturfreund Max Schärm und dem SAP-Mitglied Louis Pilz an mehreren Treffen mit dem Reichsleiter des ISK, Fritz Eberhard, teil.

Der groß angelegte „Philippson-Prozess“ löste eine Verhaftungswelle aus, der viele ISK-Mitglieder zum Opfer fielen, darunter auch 1938 die Stuttgarter Gruppe. Der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt wurde Karl Maier während der Untersuchungshaft in der Corneliusstraße in München zwischen August 1938 und Mai 1939 schwer misshandelt, aber aufgrund geschickter Aussagen seiner Mitgefangenen freigesprochen. Von den Mitangeklagten der Stuttgarter Gruppe erhielt Dr. Emil Matthias, der als Akademiker von den Nazis als natürlicher Kopf der Gruppe angesehen wurde, mit drei Jahren Gefängnis die höchste Strafe. Seine Frau und Max Schärm kamen glimpflicher davon. Körperlich gezeichnet kehrte Karl Maier nach Stuttgart zurück und blieb dort wohl auch noch weiterhin unter Beobachtung der Nazis. Nach dem Krieg zog er mit seiner Familie nach Renningen, blieb weiter bei den Naturfreunden aktiv und verstarb 1964 während einer Bergwanderung in Schwaz/Tirol.