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Johannes Schwarz, Rubensstr. 5

Pauline und Johannes Schwarz

Johannes Schwarz, geboren am 27.04.1888 in Walddorf, Kreis. Nagold, war der Sohn von Hans Schwarz und Christine Schwarz, geb. Walz.
Er besuchte die Volksschule mit gutem Erfolg und wurde dann Steinhauer und Maurer. Nach der Gesellenprüfung war er 1 ½ Jahre auf Wanderschaft in Deutschland und diente von 1908 bis 1910 aktiv beim Militär.

Am 19. August 1916 heiratete er Pauline, geb. Gemsenjäger (geb. am 12. Februar 1894) auf dem Standesamt in Walddorf.
Vom 3. August 1914 bis zum 15. Januar 1919 war er wieder Soldat und erhielt das Eiserne Kreuz, die Verdienstmedaille und die Auszeichnung für neunjährige treue Dienste. Nach dem Krieg arbeitete er erneut als Maurer, wurde aber in der wirtschaftlichen schlechten Zeit arbeitslos. Er war jetzt auch kommunistisch gesinnt.
Das Ehepaar Schwarz wohnte vom 27. März 1926 an mit ihren beiden Söhnen Hans (geb. am 13. Juli 1918) und Erich (geb. am 31. Oktober 1921) in der Rubensstr. 5 (früher Friedrichstraße) in Degerloch im zweiten Stock. Bei der Firma Gustav Epple war er als Maurer-Hilfspolier beschäftigt.

Johannes Schwarz wurde am 25. März 1933 verhaftet und kam ins erste KZ Deutschlands nach Heuberg. Nach seiner Haftentlassung am 29. Mai 1933 fand er nach kurzer Zeit wieder Arbeit in seinem Beruf als Maurer bei der Firma Erich Hiller, Baugeschäft, Admiral-Scheer-Str. in Degerloch.
Am 17. September 1935 wurde das Ehepaar Schwarz gegen 4 Uhr morgens in seiner Wohnung von Kriminalkommissar Keller und einem Helfer verhaftet und zunächst in die berüchtigte Gestapozentrale im ehemaligen „Hotel Silber“ zum Verhör gebracht .
Johannes Schwarz hatte als Mitglied der Kommunistischen Partei zusammen mit Gleichgesinnten in seiner Wohnung Flugblätter gegen Hitler und seine Regierung hergestellt mit dem Ziel, einen drohenden Zweiten Weltkrieg zu verhindern. So wie viel später die Geschwister Scholl mit ihren Freunden Flugblätter verteilten, die zur Beendigung des Krieges aufforderten. Die Texte dazu hatte im Wesentlichen Johannes Schwarz erarbeitet. Die Geheime Staatspolizei, die Gestapo, bekam Kenntnis von den Flugblättern aus der Wohnung der Familie Schwarz und die Anklage lautete auf „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“.
Pauline Schwarz sah ihren Ehemann Johannes nur noch einmal bei der gemeinsamen Gerichtsverhandlung. Die Söhne Hans und Erich sahen ihren Vater auch nur noch ein einziges Mal etwa für 15 Minuten während eines erlaubten Besuches in der Haftanstalt Ludwigsburg.

Johannes Schwarz wurde, zusammen mit anderen verhafteten Mitgliedern der Gruppe, vom 14.-16. April 1937 vor dem Strafsenat des Oberlandesgericht Stuttgart zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt – unter Anrechnung der Untersuchungshaft von einem Jahr und sechs Monaten.
Bei derselben Gerichtsverhandlung wurde Pauline Schwarz noch zur Last gelegt, dass sie Albert Buchmann, dem Führer der KPD Süddeutsclands und Reichstagsabgeordneten, der von der Gestapo dringend gesucht wurde, während seiner Flucht geholfen hatte. Sie wurde zu drei Jahren Zuchthausstrafe verurteilt (abzüglich einem Jahr und sechs Monaten Untersuchungshaft, die sie in dem Gefängnis in der Weimarstr. 20 in Stuttgart verbracht hatte). Am 23. April 1937 kam sie in das Frauengefängnis nach Aichach bei Augsburg und wurde am 16. Oktober 1938 nach Verbüßung ihrer Strafe wieder freigelassen. Sie hatte durch die lange Haftzeit gesundheitlich stark gelitten, körperlich und psychisch.

Die Befürchtung von Johannes Schwarz, die er seinen beiden Söhnen bei deren Besuch in der Haftanstalt in Ludwigsburg mitteilte, dass er nach der Verbüßung seiner Strafe nicht entlassen würde, war leider berechtigt.
Obwohl der Abschlussgutachter der Haftanstalt darauf hingewiesen hatte, dass er nicht für die Anordnung von Schutzhaft eingetreten ist, musste Schwarz nach Verbüßung seiner Strafe auf Ersuchen der Gestapo am 16. Januar 1938 dem Polizeigefängis II Stuttgart übergeben werden. Von dort kam er in das KZ Welzheim, dann am 3. Mai 1938 in das Konzentrationslager Dachau und am 27. September 1939 in das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich, wo er am 12. Februar 1940 ermordet wurde.

Sein Sohn Erich Schwarz, der inzwischen verstorben ist, hat den Stein für Johannes Schwarz gespendet und war bei der Verlegung anwesend. Er war 14 Jahre alt, als seine Eltern verhaftet wurden und wurde am 5. Juli 1938 selbst zu einem Verhör in das „Hotel Silber“ in Stuttgart vorgeladen, das seit 2018 ein Lern- und Gedenkort ist.

2010 verfasste Erich Schwarz die Broschüre „Gegen das Vergessen“ für seine Enkel und als Mahnung für die nachkommenden Generationen.

Am 15. April 2013 wurde in der Rubensstraße 5 für Johannes Schwarz ein Stolperstein verlegt.

Recherche und Text: Doris Neu, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Fildervororte; aktualisiert und ergänzt: Anne Roller-Salm, Initiative Stolperstein Stuttgart-Fildervororte
Zeitzeuge: Erich Schwarz
Literatur/Quelle: Erich Schwarz: Gegen das Vergessen. Korb 2010
Quellen: StAL EL 350 I Bü 22395; StAL E 356 d V Bü 1574
Abbildung: Johannes und Pauline Schwarz, privates Foto  (Erich Schwarz)

Im Rahmen des Projektes „Frage-Zeichen – Jugendliche im Gespräch mit Zeitzeuginnen des Nationalsozialismus“ wurde ein Film mit Erich Schwarz, dem Sohn von Johannes Schwarz produziert. Den Film finden Sie hier.