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Jakob Friedrich Gassmann, Feuerbacher Weg 196

Friedrich Gassmann wurde am 25. Februar 1874 in Feuerbach geboren. Sein Vater war von Beruf Weingärtner und beide Eltern waren evangelische Christen.
Er wurde Schlosser, fand eine Anstellung beim Bauunternehmer Fritz & Söhne in Feuerbach und heiratete 1907 Anna Hedwig Prochnow, geboren 1884, auch sie evangelisch.
Sie hatten zwei Kinder: Margarethe Johanna Helene, 1908 geboren, wurde nur 7 Monate alt und Eugen Friedrich, geboren 1914, erlernte den Beruf des Kupferschmieds.
Die Geschichte der Verfolgung von (Jakob) Friedrich Gassmann begann mit der Reichstagswahl. Laut der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Stuttgart hat Friedrich bei der Stimmabgabe bei der Reichstagswahl am 10. April 1938 gegen die NSDAP, also mit Nein gestimmt. Das habe er auch öffentlich bekannt. Daraufhin sei er verhaftet und in das Gestapo-Gefängnis Welzheim verbracht worden. Zeugen, die im Lauf des Verfahrens vor Gericht aussagten, bescheinigten Friedrich Gassmann eine „sozialdemokratische Gesinnung“.
Bei den Gerichtsverhandlungen Anfang der 1950er Jahre erschien auch der Bruder, Jakob Gassmann, Tapezierer in Feuerbach, vor dem Amtsgericht Bad Cannstatt und berichtete Folgendes: Sein Bruder habe am Montag seine Frau im Katharinenhospital besucht und sei danach nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Das habe er auf dem Polizeirevier in Feuerbach gemeldet. Von dort sei er an die Gestapo in der Büchsenstraße verwiesen worden, wo man ihm gesagt habe, dass über Friedrich Gassmann nichts bekannt sei. Der Bruder sagte weiter aus, Friedrich habe ihm am Sonntag davor, also dem Wahlsonntag, erzählt, dass bei der Wahl ein SA-Mann hinter ihm gestanden sei, der ihm über die Schulter geschaut und beobachtet habe, wohin er sein Kreuz machte.
Die Aussagen vieler verschiedener Zeugen konnten keine Klarheit schaffen über das weitere Schicksal von Friedrich Gassmann. Einer sagte aus, Friedrich Gassmann sei vom Gefängnis Welzheim fortgebracht worden. Er habe ihn aber nicht persönlich gekannt. Andere glaubten gesehen zu haben, dass er mit zwei anderen Gefangenen weggebracht worden sei. Wieder andere meinten, er habe Selbstmord begangen. Wirkliche Beweise gab es für keine der Aussagen.
Fest steht, dass Friedrich Gassmann nach der Reichstagswahl am 10. April 1938 vermisst war und amtlich auf den 31. Mai 1938 für tot erklärt wurde.
Eine Enkelin erfuhr, dass das Archiv der Stadt Welzheim keine Akten aus dem KZ Welzheim besitze. Die Akten aus der Nazi-Zeit seien von der SS-Wachmannschaft im Jahr 1945 vor dem Eintreffen der Amerikaner vernichtet worden.

Am 25. November 2014 wurde Friedrich Gassmann im Feuerbacher Weg 196 ein Stolperstein gesetzt.
Früher war dies die Mühlbergstraße 23. Seit 1935 gibt es den Feuerbacher Weg, beginnend in Stuttgart-Nord und bis Feuerbach führend. Daher die hohe Hausnummer.
Der Name Friedrich Gassmann steht auf dem Mahnmal für Opfer der NS-Zeit auf dem Feuerbacher Friedhof.

Recherche und Text: Heinz Wienand, Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf