Über das Leben von Hermine Mayer ist nicht viel bekannt. Sie wurde am 7. Mai 1876 in Vallendar bei Koblenz geboren als Hermine Heli. Sie heiratete Emil Mayer und lebte mit ihm ab 1934 in der Arminstraße 38. Ihr Ehemann starb 1940, da waren die anti-jüdischen Diskriminierungen des Nazi-Regimes bereits in vollem Gange.
Vermutlich kurz nach dem Tod ihres Mannes musste Hermine Mayer ihre Wohnung und die vertraute Umgebung in der Arminstraße verlassen und sich nach Buchau am Federsee – vermutlich in ein sog. Jüdisches Altersheim – begeben. Diese Maßnahme wurde vom NS-Regime vielfach angeordnet, um Wohnraum für Arbeiter der Stuttgarter Rüstungsindustrie zu gewinnen. Die Lebensbedingungen in diesen sog. Altersheimen waren in der Regel miserabel.
Am 29. Juli 1942 heiratete sie in Buchau den Wittwer Siegfried Fleursheimer (geb. 1864). Er war Teilhaber der Firma Heinrich Richheimer & Cie, Lederwaren und Reiseartikel, mit Sitz im Stuttgarter Westen. Die zwei alten Leute wurden am 22. August 1942 zusammen mit weiteren 937 zumeist betagten Menschen aus sog. jüdischen Altersheimen vom Stuttgarter Nordbahnhof aus in das “Altersghetto” nach Theresienstadt deportiert.
Die Situation dort beschreibt H.G. Adler in seinem Buch „Theresienstadt 1941 – 1945“: „In den überfüllten Gebäuden fehlten die Öfen, die Lichtleitungen waren mit den Kontakten herausgerissen, die meist nicht spülbaren Aborte unbrauchbar. (…) In den Räumen und in den Höfen lagen Berge von Unrat. Ratten und Ungeziefer hatten sich eingenistet (…). Es fehlten Krankenhäuser und Krankenstuben. Man legte die Kranken auf die bloße Erde; oft blieben sie unbedeckt wie die Menschen in den übrigen Stuben. Die Menschen starben friedlos und unbehütet ohne Zuspruch ohne freundlichen. Dieser Jammer unterschied sich in nichts von dem Verenden in einem Konzentrationslager (…) es war ein namenloses Sterben.“
Siegfried Fleursheimer starb bald nach der Ankunft am 7. September 1942. Hermine Mayer wurde mit den noch Überlebenden am 23. September1942 zur Vernichtung nach Treblinka transportiert. Hier verliert sich Ihre Spur.
Am 17. März 2005 wurde in der Arminstraße 38 ein Stolperstein für Hermine Mayer verlegt.
Hier wohnte
Hermine Mayer
geb. Heli
Jg. 1876
Deportiert 1942
Theresienstadt
Ermordet 23. 9. 1942
Das Mörike-Gymnasium hat für diesen Stolperstein die Patenschaft übernommen und an der Verlegungsaktion mit teilgenommen.
Recherche und Text: Franz Schönleber und Siegfried Bassler, Stolperstein-Initiative Stuttgart-Süd
Fotos: Marijan Murat