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Eugen Erhardt, Hördtstr. 86

Ermordet, weil er psychisch krank war.

Eugen Erhardt wurde am 8.4.1903 in Zuffenhausen geboren. Seine Eltern waren der Lokomotivführer Wolf Erhardt und die Hausfrau Pauline, geborene Schleiterlein. Er war evangelisch und machte eine Ausbildung zum Bäcker und Konditor. Mit 24 Jahren kam er, vermutlich wegen einer psychischen Erkrankung, in die Psychiatrie in Weinsberg. Von dort wurde er am 21.6.1940 nach Grafeneck deportiert und dort sofort in einer Gaskammer mit Kohlenmonoxyd ermordet. Er wurde nur 37 Jahre alt.
In Grafeneck, einem Heim der Samariterstiftung, das für die Krankenmorde beschlagnahmt wurde, gab es ein Extra-Standesamt, in dem Urkunden mit falschen Todesursachen und falschem Todesdatum ausgestellt wurden. Das Todesdatum wurde auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, um noch mehr Geld vom Kostenträger zu erschleichen. Darüber hinaus finanzierte sich die „Aktion T4“ der Nazis durch Goldzähne, die den Opfern nach der Ermordung herausgebrochen wurden.
Die Idee, Menschen mit Behinderungen und psychisch Kranke als „unnütze Esser, die den Volkskörper belasten“ zu beseitigen, gab es schon vor den Nazis. Sie setzten diese Ideen in die Tat um. In Berlin in einer Villa in der Tiergartenstraße 4 war die geheime Zentrale der Vernichtung. Eine Reihe von Ärzten entschied an Hand von Fragebögen über Leben und Tod der Kranken. Die „Aktion“ in Grafeneck dauerte von Januar bis Dezember 1940. Nach Unruhen in der Bevölkerung und durch kirchlichen Druck wurde das Morden in Grafeneck eingestellt. Allerdings waren da bereits über 10 000 Menschen ermordet, mehr als ursprünglich geplant. Die „wilde Euthanasie“ in den Anstalten durch Verhungern lassen und ermorden mit Luminal ging aber weiter.

Der Stolperstein für Eugen Erhardt wurde am 4. März 2022 verlegt.
Die Inschrift lautet:


HIER WOHNTE
EUGEN ERHARDT
JG. 1903
EINGEWIESEN 1927
HEILANSTALT WEINSBERG
‘VERLEGT’ 21.6.1940
GRAFENECK
ERMORDET 21.6.1940
AKTION T4

Text u. Recherche: Inge Möller, Initiative Stolpersteine Zuffenhausen und Elke Martin
Quellen: Stadtarchiv Stuttgart
Kontakt: Inge Möller