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Dr. Robert Gutmann, Markusplatz 1

Robert GutmannEin Stolperstein vor dem Haus Markusplatz 1 erinnert an Dr. med. Robert Gutmann (*1873 in Stuttgart), der hier rund 30 Jahre lang gewohnt hat. 1933 verlor er, weil er Jude war, seine Zulassung als Arzt und wurde aus seiner Stellung bei der Kassenärztlichen Vereinigung entlassen. Nach und nach enteignete ihm das Dritte Reich sein Hab und Gut. Im Frühjahr 1941 wurde seine Vermieterin gezwungen ihm zu kündigen, was “schweren Herzens” geschah. Ihm wurde eine Notwohnung zwischen Waschküche und Holzstall im Souterrain der Ameisenbergstr. 57 zugewiesen: ein Zimmer mit Notküche ohne Wasser. Im März 1942 musste er sich unter Zahlung eines hohen Betrags in ein jüdisches “Wohnheim”, das eher eine Armenbehausung war, in Dellmensingen einkaufen. 5 Monate später, am 22. August 1942, wurde er unter Zurücklassung seines Restvermögens vom Killesberg aus nach Theresienstadt deportiert. Auf seinen fortgeschrittenen Darmkrebs wurde keine Rücksicht genommen. Krankenschwester Ruth Rieser, die den Transport begleitete und überlebte, berichtet, dass er in Theresienstadt in den ersten September Tagen 1942 “auf dem Boden liegend, sich vor Schmerzen windend wie ein Wurm und von unzähligen Schmeißfliegen bedeckt, seinem schweren Leiden erlegen ist.” Seine Hausangestellte schrieb dazu: “So erlosch das Leben eines hochkultivierten Menschen. Mit diesem Leben erloschen auch die von Unmenschen heraufbeschworenen Qualen eines Mannes, der als Sohn eines in Stuttgart ansässigen jüdischen Fabrikantenehepaars in Stuttgart geboren wurde, von dessen überdurchschnittlichen geistigen Fähigkeiten u.a. 9 Silbermedaillen des Stuttgarter Karlsgymnasiums Zeugnis ablegen und der seinen Mitmenschen ein Helfer war, wo er nur immer konnte.”

Ausführlich berichtet Franz Schönleber über das Schicksal Robert Gutmanns in dem im Herbst im Markstein-Verlag erschienenen Buch “Stuttgarter Stolpersteine- Spuren vergessener Nachbarn”. Dort findet sich auch ein Verzeichnis der Quellen zur Geschichte Robert Gutmanns.

Gebäude Markusplatz 1

Siegfried Bassler erzählt beim Stadtteilrundgang die Biografie von Dr. Robert Gutmann vor dem Gebäude Markusplatz 1
Foto: Jörg Munder