Ehepaar Paul und Emma Pick
"Unser Vater, Paul Pick, ist am 1. Mai 1894 in Freudenstadt (im Schwarzwald) geboren. Seine Eltern waren zu jener Zeit die einzige jüdische Familie in Freudenstadt.
Unsere Mutter, Emma Pick, geborene Baum, ist am 16. April 1896 in Stuttgart geboren. In ihrer Jugend war sie Vorstandsmitglied des Berthold Auerbach Vereins. Sie wurde beim König von Württemberg zum Kaffee eingeladen, weil sie von den Jugendlichen am meisten für das Rote Kreuz während des Weltkriegs gesammelt hatte (siehe auch Lina Baum und Alice und Leo Allmeyer).
Unsere Eltern heirateten in Stuttgart am 1. August 1920 und hatten zwei Söhne, Richard und Lutz.
Wir zogen nach Kleinsteinbach (bei Karlsruhe), wo mein Vater eine Lumpenreißerei hatte. Im Jahre 1930 kamen unsere Eltern mit uns nach Stuttgart zurück, wo wir zuerst in der Reinsburgstraße 50 und dann in der Augustenstraße 39B wohnten.
Unser Vater gründete ein Textilgeschäft, Herren- und Damenbekleidung, in Backnang. Unsere Mutter war eine gute Hausfrau.
Im Jahre 1937 emigrierten wir nach Teplitz Schönau (Sudetenland), da mein Bruder und ich aus Rassengründen vom Karlsgymnasium bzw. der Schickhardtrealschule entlassen wurden. Die Eltern dachten, ihre Kinder könnten im deutschsprechenden Sudetengebiet ihre Schulbildung fortsetzen. Das Sudetengebiet, welches seinerzeit deutschsprachig war, wurde jedoch kurze Zeit darauf von der Wehrmacht besetzt, und unsere Eltern flüchteten sich nach Brünn, von wo aus sie im Dezember 1941 nach Theresienstadt deportiert wurden und von dort aus im Januar 1942 nach dem Ghetto in Riga.
Unser Vater wurde im Juni 1944 in der Nähe von Riga ermordet. Unsere Mutter wurde ins KZ Stutthof transportiert, wo sie am 30. Dezember 1944 umgebracht wurde.
Mein jüngerer Bruder, Lutz, war auf den Transporten mit meinen Eltern zusammen und verbrachte über 40 Monate in verschiedenen Konzentrationslagern. Durch einen Riesenzufall fanden wir uns (Lutz und Richard) im Jahre 1945, Lutz als KZ-Befreiter und ich (Richard) als Soldat der US Armee.
Der einzige Bruder von Emma Pick, geborene Baum, Ludwig Baum, gab sein Leben als deutscher Soldat für Deutschland im 1. Weltkrieg. Seine Mutter, Anna Pick, wurde ebenfalls 1942 in Auschwitz ermordet.
"Des Volkes Dank sei Euch gewiß" hieß es damals! Als Dank wurden die Mütter der Gefallenen ermordet."
Richard Pick schrieb diesen Bericht über seine Eltern.
Er lebt heute in Mexiko.
Frühjahr 2008 Stolperstein-Initiative Stuttgart-West, Margot Weiß
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter