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Lilly Abele, Karl-Kloß-Str. 42

Vergnügt, immer zutraulich. Befinden tadellos.

Lilly Abele

Lilly Abele wurde am 23. Februar 1916 in Cannstatt geboren.
Ihre Eltern waren der Techniker Eugen Abele und seine Frau Maria.

Die Familie lebte mit den 3 Kindern – Lilly war die Jüngste – zuerst in Cannstatt, später zog sie in die Zillestraße 42, heute Karl-Kloß-Straße.

Lilly war geistig behindert. Am 17. Februar 1933 erfolgte die Aufnahme in die Heil- und Pflegeanstalt Stetten im Remstal.

„Vergnügt, immer zutraulich. Befinden tadellos.“, so steht es in einem Krankenbericht vom Januar 1939.

Am 5. November 1940 wurde Lilly Abele in Grafeneck auf der Alb ermordet.

Neben dem einzig verbliebenen Foto hat uns die Familie von Lilly Abele auch einen Brief der Landesanstalt Hartheim an ihren Vater überlassen, nach denen sie dort am 19. November 1940 verstorben ist.

An Lily Abele  erinnert ein StolperKunst-Video  der Künstler Ferdinand Führer und Roland von Oystern. Den Videoclip finden Sie hier.

Nach unseren Recherchen wurde Lilly Abele am 5. November 1940 von Stetten nach Grafeneck ‚verlegt‘. Wer nach Grafeneck deportiert wurde, wurde umgehend im Gas erstickt. Es folgte die Verbrennung der Leichen und die bürokratische Nacharbeit durch ein Sonderstandesamt, u.a. um mit willkürlichen Diagnosen und gefälschten Sterbeurkunden das mörderische Geschehen zu verschleiern.

In dem von Elke Martin herausgegebenen Buch ‚Verlegt‘ über die Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart weist Gisela Köllner darauf hin, dass die Busse an diesem Tag erst nachmittags in Stetten abgefahren sind und es deshalb zu spät war, um direkt nach Grafeneck zu fahren, sodass Lilly Abele zunächst nach Zwiefalten kam und ihr Todestag wahrscheinlich der 8. November 1940 gewesen ist. Mit Hartheim bei Linz, ebenfalls eine der Tötungsanstalten der „Euthanasie”, nahm Grafeneck regelmäßig einen Aktenaustausch vor, um die Angehörigen zu täuschen. So dürfte es sich auch bei der vorliegenden Mitteilung verhalten.

Die „Euthanasie“-Aktion, der erste Massenmord im Nationalsozialismus, fand außerhalb staatlicher Strukturen und ohne gesetzlich Grundlage statt. Ein auf den 1. September 1939, den Tag des Kriegsbeginns, datiertes Schreiben Hitlers auf Privatpapier musste als „Legitimation“ herhalten.

Auftrag Hitlers vom Oktober 1939 zu den „Euthanasie“ – Morden im Deutschen Reich (rückdatiert auf den 1. September 1939)

Text u. Recherche: Elke Martin, Initiative Stolpersteine Stuttgart-Süd und Irma Glaub.
Quellen: Bundesarchiv Berlin, Archiv Grafeneck.
Foto u. Dokumente: Karin Hartmann und Peter Fischer
Ergänzung u. Kommentar: Werner Schmidt