Martin und Laura Diana "Lolo" Loeb
Für Laura Diana "Lolo" und Martin Loeb wurden am 8. Mai 2007 Stolpersteine in der Hohenzollernstraße 12, wo sie ihren letzten selbstgewählten Wohnsitz hatten, verlegt. Hierzu war auch deren Enkel Henry Kandler mit seiner Ehefrau Judith aus New York angereist.
Martin Loeb wurde am 12.7.1874 in Stuttgart geboren. Er war mit seinem Bruder und seinem Sohn Edwin Teilhaber der großen Stuttgarter Trikotagenfabrik Gebrüder Loeb in der Reinsburgstraße 96.
Martin Loeb trat 1892 in die bereits 1866 vom Vater gegründete Firma als Mitarbeiter ein. Er erlebte 1900 den Neubau des Werks, das mit modernsten Maschinen ausgerüstet wurde. Nach dem Ausscheiden des Gründers übernahm Martin Loeb mit seinem Bruder die Firmenleitung. Es gelang ihnen dem Unternehmen eine führende Stellung innerhalb der Branche zu sichern und auch Filialen bis nach New York einzurichten. Das Familienunternehmen wurde 1939 auf kaltem Wege enteignet, der Familie das Betreten des Werks verboten. Das Ehepaar Loeb wurde 1939 zwangsweise aus seiner Wohnung verwiesen, und schließlich nach zwei weiteren Zwangsumzügen 1942 in ein jüdisches Altersheim nach Haigerloch umgesiedelt. Diese ?Landghettos? waren die übliche Zwischenstation vor der sogenannten ?Endlösung?. Martin Loeb war diesen körperlichen und seelischen Belastungen nicht mehr gewachsen und ist am 7.6.1942 kurz vor der Deportation in den Osten gestorben.
Laura Diana ("Lolo") Loeb, geborene Schweizer, kam am 23.1.1880 in Stuttgart zur Welt. Ihr Enkel kann sich erinnern, dass sie ihm das vornehme Haus zeigte, in dem sie geboren wurde, nämlich den "Großen Bazar" ganz nah am Stuttgarter Schlossplatz.
Laura Diana Loeb wurde im Familienkreis und unter Freunden nur "Lolo" genannt. Sie zog einen Sohn und eine Tochter auf und blieb auch für die Enkel immer der familiäre Mittelpunkt. Besonders liebte sie die Musik und ihren Garten, der am Hang hinter dem Haus angelegt war. In einem Schwimmbecken hat sie ihren Enkeln das Schwimmen beigebracht. Der Enkel Heinz (heute Henry) erinnert sich noch immer an das Geburtstagsessen, das ihm die Oma Lolo traditionell servierte: Hühnchen im Reisrand. Besonders hart war für Lolo der Abschied von ihrem Sohn Edwin und ihrer Tochter Grete, die mit ihren Familien ins Ausland flüchte konnten. Viele Tränen flossen auch, als sie die Enkel, die nach England zu Pflegefamilien kamen, auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof zum letzten Male sah.
Diana Loeb wurde mit ihrem Mann 1942 nach Haigerloch zwangsumgesiedelt. Am 1.3.1943 wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
05/2007, Jörg Kurz
Viele Zuhörer fanden sich ein bei der Steinverlegung und der Ansprache
Henry und Judith Kandler aus New York
Fotos von der Verlegung: Jörg Munder
ZEITGENOSSE DEMNIG
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StolperKunst belebt Erinnerung
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Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
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Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
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Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
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im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
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Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
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Hermine Wertheimer
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