Familie Jaffé
Jakob Jaffé wurde am 24. Februar 1884 in Kochendorf im Oberamt Neckarsulm geboren. Sein Vater war Salkind (Salomon) Jaffé, Vorsänger und Lehrer der israelitischen Gemeinde in Kochendorf. Er starb schon 1885, erst 31 Jahre alt. Auch Jakob Jaffé wurde Pädagoge. Von 1909 bis 1940 war er Religionsoberlehrer in Stuttgart, wobei er auch Althebräisch unterrichtete.
Von 1910 bis 1914 wohnte Jakob Jaffé in der Gartenstraße 41 (heute Fritz-Elsas-Straße) und 1914 noch in der Silberburgstraße 131. Seit 1915 lebte er mit seiner Mutter Karoline, die 1930 starb und auf dem Pragfriedhof beerdigt ist, in der Weimarstraße 31. Er heiratete am 21. August 1923 Frieda Löwenthal, die am 2. Oktober 1887 (nach neuen Angaben 2. Oktober 1886) in Talheim (Kreis Heilbronn) geboren wurde. Am 11. Juni 1930 (nach neuen Angaben 11. Juni 1929) kam die Tochter Hertha zur Welt.
In dieser Familie lebte seit 1922 Jakobs Bruder Hans Jaffé. Er war am 12. November 1885 in Kochendorf geboren und blieb unverheiratet. Ursprünglich arbeitete er als Kaufmann, in den letzten Jahren als Bestattungsordner.
Die ganze Familie Jaffé wurde im Herbst 1939 auf Grund des rassistischen Gesetzes über "Mietverhältnisse mit Juden" vom 30. April 1939, das am 4. Mai 1939 in Kraft trat, gezwungen, ihre Wohnung in der Weimarstraße 31 zu verlassen und in die Hermannstraße 16 umzuziehen.
Am 1. Dezember 1941 wurden Jakob, Frieda und Hertha Jaffé mit etwa 1000 weiteren Juden aus Württemberg vom Stuttgarter Nordbahnhof nach Riga deportiert, wo sie am 4. Dezember eintrafen und in das Konzentrationslager Jungfernhof verbracht wurden. Bei einem Massaker am 26. März 1942 in einem Wald in der Nähe Rigas, dem 1600 Erwachsene und 240 Kinder zum Opfer fielen, starben auch Frieda Jaffé und die Tochter Hertha. Das Mädchen war 12 Jahre alt. Auch Jakob Jaffé starb in Riga, vermutlich im November 1943.
Hans Jaffé wurde am 26. April 1942 vom Stuttgarter Nordbahnhof nach Izbica bei Lublin transportiert. Mit ihm fuhren 277 Todgeweihte. Niemand kam zurück.
Recherche und Text: Margot Weiß, Initiative Stuttgart-West, im September 2006
Quellen:
- Israelitische Kulturvereinigung Württemberg und Hohenzollern Stuttgart: Deportiertenliste Württemberg und Hohenzollern (Stadtarchiv Stuttgart).
- Judenlisten 1939 bis 1941. Hg. Städtisches Amt der Stadt Stuttgart. 1939 bis1942 (Stadtarchiv Stuttgart).
- Adressbücher der Stadt Stuttgart (Stadtarchiv Stuttgart).
- Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Entschädigungsakten.
- Joachim Hahn: Friedhöfe in Stuttgart. 3. Band, Pragfriedhof.
- Standesamt Stuttgart.
ZEITGENOSSE DEMNIG
Für die SWR-2-Reihe "Zeitgenossen" hat Andreas Langen mit Gunter Demnig, Erfinder der Stolpersteine, gesprochen...
Podcast "gedenkworte" Akademie für gesprochenes Wort - Uta-Kutter- Stiftung und Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
Das Sprecherensemble der Akademie für gesprochenes Wort spricht die Geschichte der Personen hinter den Stoplersteinen. Ein gemeinsames Projekt der Akademie für gesprochenes Wort und der Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
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in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
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Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter