Emmy Brüll
Emmy Brüll wurde im Jahr 1883 geboren. Sie war Fürsorgeschwester beim städtischen Gesundheitsamt und wohnte in der Libanonstraße 25 in Gablenberg. Sie war 50 Jahre alt, als sie aus dem städtischen Dienst entlassen wurde.
Denn am 7.April 1933 wurde von den Nazis das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentum erlassen, das die Entfernung aller jüdischen und aller politisch unerwünschten Beschäftigten aus öffentlichen Diensten zum Ziel hatte.
In Stuttgart bemühte sich der Oberbürgermeister Strölin beflissen um eine rasche Umsetzung dieses Gesetzes. Er setzte eine Kommission ein, deren Aufgabe die Überprüfung aller städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war. Circa 11.000 Beschäftige aus Stadtverwaltung und Straßenbahnen mußten einen Fragebogen ausfüllen, der die arische Abstammung und politische Zuverlässigkeit ermitteln sollte.
Emmy Brüll war Jüdin. Von ihr, der Fürsorgeschwester, wird berichtet, daß sie bei ihren Schützlingen sehr beliebt gewesen sei. Manche hätten ihr nach ihrer Entlassung ab und zu heimlich was zugesteckt. Mehr ist über ihr Leben in Stuttgart nach 1933 nicht bekannt.
Im April 1942 wird Emmy Brüll mit anderen Stuttgarter Juden, die älter waren und nicht mehr arbeiteten, oder dies wie im Fall von Emmy Brüll nicht mehr durften, nach Haigerloch zwangsevakuiert.
Stuttgart brauchte Wohnraum für "Volksgenossen". Wohnungen sollten frei werden fürs Personal der Heinkel-Werke in Zuffenhausen.
Das württembergische Innenministerium hatte unter anderem die Gemeinde Haigerloch aufgefordert, Unterkünfte für Juden zur Verfügung zu stellen.
Der Bürgermeister der Gemeinde protestierte. Er wolle keine weitere Verjudung seiner Gemeinde. Dies sei schädlich für den Fremdenverkehr. Da seine Beschwerde beim Innenministerium erfolglos blieb, hielt er sich an den jüdischen Menschen schadlos. Sechs Reichsmark monatlich mußten sie als sogenannte Entschädigung an die Gemeinde Haigerloch zahlen.
Emmy Brüll hatte eine gute Freundin, die sie in Haigerloch weiterhin besuchen kam. Diese Freundschaft mit einer Nichtjüdin wurde zum Grund genommen, Emmy Brüll am 23. Juni 1942 zu verhaften.
Über Hechingen, Stuttgart und Welzheim wurde sie ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort wurde sie am 9. September 1942 ermordet.
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter