Eva Eckert
Eva Eckert ist ein Opfer der abscheulichen „Kinder-Euthanasie“ der Nazis. Sie wurde nur zwei Monate alt. Im Städtischen Kinderkrankenhaus Stuttgart, Türlenstraße 22a, früher Birkenwaldstraße 10 wurde sie am 17. Dezember 1944 ermordet. Die standesamtlich angegebene Todesursache wurde gefälscht.
Die Familie Eckert hat im Erdgeschoss der Rebhalde 29 gewohnt. Evas Eltern haben im Juni 1935 hier in Stuttgart geheiratet und sind 1937 in die Rebhalde 29 zur Miete eingezogen. Evas Vater war Dipl. Ingenieur. Evas Mutter, Else Eckert, geb Roos , kümmerte sich, wie damals üblich, um die Familie. Eva hatte keine Geschwister. Das Haus hat den Bombenkrieg überstanden.
Die Behinderten-Medizin zur Nazi-Zeit. Schon 1939 hatten die Nationalsozialisten eine Organisation geschaffen, die körperlich und geistig behinderte Kinder bis zum Alter von drei Jahren streng geheim erfasste. Hebammen und Ärzte wurden verpflichtet, solche Kinder zu melden. Den Eltern wurde nahegelegt, ihre Kinder „zur Behandlung“ in „Kinderfachabteilungen“ zu geben, in denen eine „Therapie“ möglich wäre.
Hier in Stuttgart in der Kinderfachabteilung in der Kinderklinik Türlenstraße war Obermedizinalrat Dr. Lempp als Leiter der städtischen Kinderheime bereit, Kinder mit solchen Leiden zur „entsprechenden“ Behandlung in seine Kinderklinik aufzunehmen. Für nachweislich 64 Kinder bedeutete dies den Tod. Man verabreichte den todgeweihten Kindern eine Überdosis Tabletten oder spritzte ein starkes Schlafmittel, meist das Medikament „Luminal“. (vgl. Karl-Horst Marquart, Behandlung empfohlen, S. 105). Meist wurde sowohl der Name des Arztes als auch die Todesursache falsch angegeben.
Eva Eckert wurde am 16.12.1944 in die Kinderfachabteilung eingeliefert, schon am Tag darauf ist sie laut Sterbeurkunde des Standesamtes Stuttgart vom 22. Dezember 1944 an „Mongolismus“ verstorben, einer Bezeichnung, welche die rassistische Ausrichtung der NS-Medizin zum Ausdruck bringt. Heute sprechen wir von Down Syndrom oder Trisomie 21, also von einer Behinderung, die keineswegs eine tödliche Krankheit bezeichnet.
Seit dem 4. November 2019 erinnert ein Stolperstein vor dem Haus Renbhalde 29 an Eva Eckert.
Text und Recherche: Karl-Horst Marquart
ZEITGENOSSE DEMNIG
Für die SWR-2-Reihe "Zeitgenossen" hat Andreas Langen mit Gunter Demnig, Erfinder der Stolpersteine, gesprochen...
Podcast STOLPERworte Akademie für gesprochenes Wort - Uta-Kutter- Stiftung und Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
Das Sprecherensemble der Akademie für gesprochenes Wort spricht die Geschichte der Personen hinter den Stoplersteinen. Ein gemeinsames Projekt der Akademie für gesprochenes Wort und der Initiative Stolpersteine Stuttgart-Ost
STOLPERBLICK - StolperKunst in Corona-Zeiten
Künstler*innen bleiben gerade auch in diesen Zeiten präsent und begegnen einem konkreten Stuttgarter Stolperstein oder einem anderen Ort, der in Stuttgart an die Verfolgungen in der NS-Zeit erinnert
http://www.stolperkunst.de/stolperblick-stolperkunst-in-coronazeiten/
Silke Arning auf SWR2 über das Los der Zwangsarbeiter im Lager auf der Schlotwiese
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
heraus-gegeben von Margot Weiß
Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter