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Erika, Otto und Hannelore Horland, Gablenberger Haupstr. 40

In der Gablenberger Hauptstraße 40 wohnte Elise Horland mit ihren drei behinderten Kindern Erika, Otto und Hannelore, die sie aufopfernd und liebevoll pflegte.
Erika kam bereits 1933 in die Heilanstalt Stetten der Inneren Mission. Ihre beiden Geschwister folgten 1935.
Im Jahr 1940 wurden Erika und ihre Schwester Hannelore in die Ziegler’schen Anstalten bei Ravensburg gebracht. Otto blieb in Stetten.

Zu dieser Zeit lief eine geheime Aktion zur Tötung der Kranken aus den Heil-und Pflegeanstalten des Reiches. Die Reichsregierung plante im Zuge der Kriegsvorbereitungen, einen Teil der Heilanstalten als Lazarette zu nutzen. Dazu waren 70.000 Kranke und Behinderte zu beseitigen. Das erschien kriegswirtschaftlich vernünftig und verbesserte mit einem Schlag die Gesundheitsstatistik. Es entsprach der nationalsozialistischen Ethik, wonach der Staat alles auszumerzen habe, was er für “minderwertig”, “lebensunwert” oder “volksschädlich” hielt. Einzig das Recht hatte die Regierung nicht auf ihrer Seite: selbst im Dritten Reich gab es kein Gesetz, das dem Staat erlaubte, bei Bedarf seine Bürger zu töten. Deswegen wurde die Aktion geheim gehalten.
In enger Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Innenministerium entstand auf der Münsinger Alb die “Landespflegeanstalt Grafeneck”, eine von 5 Tötungsanstalten im Reichsgebiet. Dort gab es keine Krankenbetten, sondern nur eine Gaskammer, ein Krematorium, ein Standesamt und eine “Trostbriefabteilung” für die Verschleierung der Tat und die Benachrichtigung der Angehörigen.

Am 12. November 1940 wurde Otto zusammen mit anderen Patienten aus der Anstalt Stetten nach Grafeneck gefahren und ermordet.
Erika und Hannelore wurden aus Ravensburg zunächst in die staatliche Heilanstalt Weinsberg gebracht. Von hier aus wurden sie am 22. April 1941 nach Hadamar bei Limburg/Hessen “verlegt”. Auch Hadamar war eine Tötungsanstalt. Dort wurden die beiden Mädchen am selben Tag ermordet.

Die Stolpersteine für die drei Geschwister wurden am 23. November 2011 gesetzt.
Die Inschriften lauten:

HIER WOHNTE
ERIKA HORLAND
JG. 1920
EINGEWIESEN 1940
HEILANSTALT WILHELMSDORF
‘VERLEGT’ 22.4.1941
ERMORDET 22.4.1941
HADAMAR
AKTION T4

HIER WOHNTE
HANNELORE HORLAND
JG. 1925
EINGEWIESEN 1940
HEILANSTALT WILHELMSDORF
‘VERLEGT’ 22.4.1941
ERMORDET 22.4.1941
HADAMAR
AKTION T4

HIER WOHNTE
OTTO HORLAND
JG. 1926
EINGEWIESEN 1935
HEILANSTALT STETTEN
‘VERLEGT’ 12.11.1940
ERMORDET 12.11.1940
GRAFENECK
AKTION T4

Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost