Berta Aberle
Stöckachstraße 32
Berta Aberle kam am 8. April 1887 in Schwäbisch Gmünd als nichteheliche Tochter der Rosine Margarete Meiser zur Welt. Die ersten fünf Lebensjahre verbrachte sie bei Pflegeeltern. Als ihre Mutter den Geschäftsreisenden Anton Maier heiratete, holte sie die Tochter zurück. Berta erhielt den Namen des Stiefvaters. Doch schon nach wenigen Monaten wurde sie zu einem Schneider in Adelmannsfelden bei Ellwangen in Pflege gegeben. Dort hat sie auch die Volksschule besucht.
Nach der Schule arbeitete sie in mehreren Anstellungen als Hausgehilfin in Adelmannsfelden, in Ellwangen und bei einem Metzger in Cannstatt. Hier erkrankte sie an Diphterie, die im Cannstatter Krankenhaus auskuriert wurde. Nach ihrer Gesundung arbeitete Berta wieder an wechselnden Arbeitsplätzen.
Im Jahr 1906 versuchte sie aus einer unglücklichen Liebe heraus, sich das Leben zu nehmen. Sie wurde in die Heilanstalt Pfullingen eingewiesen, in der sie ungefähr ein Jahr blieb.
1913 heiratete sie den 20 Jahre älteren Arbeiter Christian Aberle. Das Ehepaar lebte in der Stöckachstraße 32. Berta brachte vier Söhne zur Welt. Als sie 1918 mit dem jüngsten Sohn Richard schwanger war, wurde sie mit dem Verdacht auf psychische Erkrankungen wiederholt ins Bürgerhospital eingewiesen. Der Ehemann erreichte, dass sie entlassen wurde und wieder bei ihrer Familie leben konnte.
1932 versuchte sie erneut, sich das Leben zunehmen. Daraufhin wurde der jüngste Sohn Richard im Charlottenheim in Stuttgart untergebracht.
Im März 1934 bat Christian Aberle die Polizei, seine Frau in einer Klinik unterzubringen, da ein Zusammenleben mit ihr nicht mehr möglich sei. Daraufhin wurde die Familie der öffentlichen Fürsorge unterstellt. Ab 1936 schaltete sich zusätzlich das Wohnungsamt Stuttgart ein und machte Druck, damit die Zweizimmer-Wohnung einer "gesunden" Familie zur Verfügung gestellt werden könne.
1936 kam Berta Aberle erneut ins Bürgerhospital. Ihr Ehemann wurde im Fürsorgeheim Tempelhof bei Crailsheim untergebracht. Der Aufenthaltsort der Söhne ist nicht bekannt.
1937 wurde Berta in die staatliche Heilanstalt Weissenau bei Ravensburg verlegt.
Als die Regierungen in Berlin und Stuttgart die Beseitigung der als "unnütze Esser" diffamierten Patienten in den Heilanstalten planen, setzt die Anstaltsleitung auch Berta Aberle auf die Todesliste. Am 24. Mai 1940 wird sie zusammen mit 67 weiteren Frauen in die Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb gefahren und am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet.
Der Stolperstein für Berta Aberle wurde am 28. April 2017 verlegt.
Die Inschrift lautet:
HIER WOHNTE
BERTA ABERLE
GEB. MAIER
JG. 1887
EINGEWIESEN 4.11.1937
HEILANSTALT WEISSENAU
'VERLEGT' 24.5.1940
GRAFENECK
ERMORDET 24.5.1940
'AKTION T4'
Recherche und Text: Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost
StolperKunst belebt Erinnerung
...ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen gegen Geschichtsvergessenheit!
Warum Stolpersteine?
Für Hannelore Levi und ihre Eltern Berta und Ernst, letztere 1942 in Riga ermordet, wurden im Herbst 2017 Stolpersteine in Stuttgart verlegt. Pip McCosh (*1965, Neuseeland), Tochter von Hannelore Levi (*1928, Stuttgart, gest. 2012, Neuseeland) schrieb am 22. Januar 2018 eine e-mail, die anschaulich zeigt, dass Stolpersteine ihre Schleifen bis ins Hier und Jetzt ziehen...
Übersichtskarte der Stolpersteine
in der Reihe TÜBINGER JUDAISTISCHE STUDIEN erschienen:
Briefe zur JÜDISCHEN EHEVERMITTLUNG 1911-1921
Publikationen aus dem Stuttgarter Norden
Broschüre über „Else Kahn, geb. Jeselsohn. Nachgetragene Würde – nachgetragene Liebe. Eine Lebensgeschichte“
Broschüre „Der Killesberg unterm Hakenkreuz"
Der Stuttgarter "Judenladen": Ein fast vergessenes Stück Stuttgarter Stadtgeschichte
Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier
Das jüdische Zwangsaltenheim in Eschenau und seine Bewohner
Herausgegeben von Martin Ulmer und Martin Ritter
Aus dem KZ Theresienstadt: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post ..."
Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart (1944-1945)
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Verlegt
Krankenmorde 1940-41 am Beispiel der Region Stuttgart
heraugegeben von Elke Martin
Ernst Köhler
im August 1940 in Grafeneck ermordet - weil er krank war
weiter
Walter, Hanna, Sofie, Rose, Erich, Auguste, Albert und Werner Levi
die ganze Familie wurde von den Nazis auf erschreckend gründliche Weise vernichtet weiter
Max und Mathilde Henle
Letzter frei gewählter Wohnort:
Hohentwielstrasse 146 B, Stuttgart Süd
Lydia Heilborn und ihre Tochter Gertrud
die Tochter in Grafeneck ermordet, die Mutter in Theresienstadt weiter
Hermine Wertheimer
zwangsevakuiert, deportiert und enteignet weiter